AKUT

Archiv 2006 – Pimp My Bike

Christian Jandrisits

Sie kommt aus Russland , war Miss Europa, filmte in Hollywood, heiraete einen Bulgaren und lebt jetzt in Wien. Mit so einer Biografie, fanden wir, lässt sich einiges anfangen. Zum Beispiel: Das Girl auf Böcke zusetzen, die drei Simmeringer Customizer von amerikanischen Legenden auf österreichische Unikate umbauen. Der wiener präsentiert: Die schöne Elena auf Harley Davidsons von R&R Motorcycle.

Roman Klein, 43, hat seltsame Idealvorstellungen von einer Wohnung. „Eigentlich wollte ich mir meine Harley immer mitten ins Wohnzimmer stellen. Oder am liebsten gleich ins Schlafzimmer.“ Irgendwann Mitte der Neunzigerjahre zog sein Bock dann tatsächlich zu ihm. In der Freizeit, neben dem Brotberuf als Spengler und Mechaniker, wurde getunt, repariert und veredelt. Zunächst nur an seinem eigenen Gefährt, dann auch an den Motorrädern von Freunden, von Bekannten, von Freunden der Bekannten und sogar von Bekannten der Freunde der Bekannten.

Als dann irgendwann Bett und Sofa zu Fremdkörpern in einer zur Werkstatt mutierten Bleibe wurden, wurde es Zeit, „aus dem Hobby einen Beruf zu machen und das Ganze in geregelte Bahnen zu lenken“. Dies geschah 1999, als sich Klein und sein nicht minder harleybegeisterter Kumpel Roman Hegenbart zur Custom-Bude „R&R Motorcycles“ in Wien Simmering zusammenschlossen und begannen, gewerbsmäßig an Harley Davidsons zu schrauben. Die Freunde und Bekannten wurden so zu Kunden, und die Jungs von R&R zu den bekanntesten Harley-Schraubern in ganz Österreich. „Zumindest im Osten“, schränkt Roman ein. Klar, in seinen Kreisen wird mehr mit Motorrädern als mit Worten aufgedreht.

Von Anfang an ist auch Harry Zwickl, 38, mit von der R&R-Partie. Er ist selbst durch und durch Harleyist (optisch wie geistig) und trat irgendwann an die Stelle des einen „R“ von „R&R“. Mittlerweile hat die Custom-Schmiede aus dem elften Bezirk ein beachtliches Sortiment an „Selfmade Custombikes“ vorzuweisen, die in der heimischen Szene für Lärm und Aufsehen sorgen. Trotzdem besteht Roman darauf, „dass unser Hauptgeschäft nach wie vor der ganz normale Werkstattbetrieb ist, wo wir uns auch um völlig seriengleiche Motorräder kümmern.“

Wobei es freilich oft nicht bleibt, denn die Kunden schauen an den in der Werkstatt ausgestellten Exponaten, was aus einer Harley bei entsprechendem Können so alles werden kann. Und natürlich auch, weil dem Herrn Zwickl ein gewisses diesbezügliches Verkaufstalent zuzusprechen ist.

„Machen kann man alles“, so sein nicht gerade bescheidener Kommentar zur Frage, inwieweit eine serienmäßige Harley denn eigentlich umbaubar wäre, freilich immer unter der Prämisse, nachher dafür noch ein normales österreichisches Nummernschild zu bekommen. „Die meisten Bikes hier waren überhaupt nie Harleys. Da steht unter Erzeuger ‚R&R Motorcycles‘ im Typenschein. Und der ist legal.“ Teils werden derartige Gerätschaften aus Originalteilen gefertigt, aber auch ein internationaler Reigen von Teile-Zulieferern steht mittlerweile auf dem Plan und versorgt Firmen wie R&R mit feinster Ware. „Du kommst mit deinen Vorstellungen, wir bauen und typisieren dir dein Motorrad, inklusive Motor, Getriebe, Rahmen, Tank und Kotflügeln. So schaut’s aus.“ Als Zeugen dafür stehen „Violet Violence“, „Schneider Weisse“ und „Diabolo Rosso“ Modelle. Und die haben wir Ihnen auf den vorigen drei Doppelseiten: immer etwas unterhalb von Elena präsentiert. Nur falls Sie da etwas übersehen haben.