Ist doch auch nur ein Auto, der neue Bentley Continental GTC Speed, oder? Vielleicht. Aber auch die Spaghetti Bolognese aus der Dose sind irgendwie Nudeln…

Text: Gregor Josel / Fotos: Bentley

„Wahrer Luxus schreit nicht, wahrer Luxus flüstert“, so lautet ein Zitat des deutschen Unternehmers und Autors Carsten Rath. Doch was ist eigentlich Luxus? Kann es dafür eine eindeutige, allgemein gültige Definition geben? Ist Luxus für jedermann oder jederfrau gleich? Natürlich nicht, denn Luxus ist eben nicht nur schwarz-weiß, Luxus ist vielschichtig und ein Graubereich, den jeder selbst definieren muss. Doch was all die verschiedenen Auffassungen von Luxus, ob es Neo Luxury oder royaler Luxus ist, vereint, ist das Gefühl, das einem ebendieser vermittelt. Diese Souveränität mit der man, überwältigt vom wärmenden Gefühl der Unnahbarkeit, der Welt begegnet, ohne sich dabei aber in den klebrigen, stinkenden Sumpf der Vergleichbarkeit begeben zu müssen. Denn eines ist auch ganz klar: Echter Luxus ist ein Lebensgefühl ohne Price-Tag, er ist nicht käuflich, man muss ihn verinnerlichen, man muss ihn leben und nicht zeigen und das hat wiederum kaum etwas mit dem jeweiligen Kontostand zu tun.
Wahrer Luxus flüstert also und brüllt nicht in der Gegend rum und so ist das auch mit Bentley im Generellen und mit dem neuen Bentley Continental GT Speed und seinem offenen Pendant, dem GTC Speed. Auch wenn sich Bentley inzwischen in Sachen Farb- und Exterieur-Variationen dem neureichen Geldadel nicht verschließt, so bleibt die Marke aus Crewe mit ihren Produkten dennoch einem USP treu, nämlich dem Understatement. Very british, aber eben nicht nur, denn wer will schon auf der verregneten britischen Insel länger als ein Wochenende mit offenem Verdeck unterwegs sein? Also auf nach Sizilien, wo sich Bentley im traumhaften Ambiente des Il Corrado del Noto Resorts einfand, um die beiden neuen Continental GT Speed-Varianten zu inszenieren. Wo Speed drauf steht, ist freilich auch Speed drin, daran besteht schon in Anbetracht der nackten Zahlen kein Zweifel, denn mit 659PS aus einem W12-Zylinder und den zugehörigen 900 Nm Drehmoment wird man im neuen GT Speed in 3,7 Sekunden auf 100 km/h katapultiert. Der mehr als souveräne Zug am Antriebsstrang hält dann im Bedarfsfall auch bis zu einem Topspeed von 335km/h an, damit ist man über jeden Zweifel erhaben.

Und genau hier beginnt sie dann, die Reise in die nicht dorfschreierisch veranlagte Luxuswelt von Bentley, denn all das kann der Continental GT Speed zwar, wie er auch schon vor einigen Wochen auf der Rennstrecke des Audi Experience Centers in Deutschland gezeigt hat, aber er muss es eben nicht. Und das, meine Damen und Herren, macht die Faszination dieser Marke und ihrer traumhaften automobilen Meisterwerke aus. Bei jeder Fahrt aufs Neue, jeden Tag, jeden Kilometer, jede Kurve. So bahnt sich der in Bentleys CO2-neutralem Luxus-Automobilwerk entworfene, konstruierte und handgefertigte Continental GT Speed seine Linien souverän, dank serienmäßiger Allradlenkung, einem elektronischen Heckdifferenzial und optionalen Carbon-Keramik-Bremsen, durch die traumhafte sizilianische Hügellandschaft unter dem imposant über uns wachenden Auge des Äthna und zieht nicht nur den Menschen hinterm Steuer in seinen Bann.

Auch die Bewohner der kleinen Dörfer, durch die wir zunächst meist unbemerkt dank des subtil und unaufgeregt dahingurgelnden W12 gleiten, heißen uns am Dorfplatz wild gestikulierend willkommen. Es gibt „Cafè per tutti“, also Kaffee für alle vom Bürgermeister höchstpersönlich, der selbst mit seinem rostigen, aber nicht minder legendären Fiat Panda herbeieilt. Hier herrscht kein Neid, hier herrscht Freude darüber, dass wir uns mit diesen Autos in ihre Heimat verirrt haben und unsererseits Dankbarkeit, dass man uns so herzlich in ihrer Mitte willkommen heißt, wenn auch der Preis des neuen Continental GTC Speed von knapp 250.000 Euro, allerdings noch ohne österreichische Phantasie-Steuer namens NoVa, wohl mehr ist, als der ganze Dorfplatz hier in einem halben Jahr verdient. Auch das ist Luxus, einen schönen Moment zu teilen, mit Menschen, die sich wohl nie mehr treffen werden in diesem Leben und sich gemeinsam an diesem Auto nicht satt sehen können. Den Speed macht nämlich nicht nur die nicht enden wollende Leistung des W12 zum Speed, sondern natürlich auch die dezenten optischen Adaptionen, die Bentley seiner Gran Turismo-Speerspitze zuteilwerden ließ. Darunter Speed-Sportseitenschweller, dunkel getönte Grills und Speed-Embleme. Für die Exklusiven geschmiedet. Im stets luxuriös ausgestatteten Interieur zeugen ein Speed-Emblem auf der Beifahrerseite der Armaturentafel, ein Alcantara-Lenkrad und eine Leder- und Alcantara-Ausstattung in einer exklusiven Farbkombination, von seiner Rolle als Flaggschiff der Modellreihe. Das maßgeschneiderte Cabrioverdeck des Speed kann in nur 19 Sekunden geöffnet oder geschlossen werden, und das bis zu einer Fahrgeschwindigkeit von 50 km/h.

Die Speed-Modelle werden weiters mit dunkel getönten Grilleinsätzen am Kühler und unterem Stoßfänger, sowie mit Sport-Seitenschwellern und dezenten Speed-Emblemen am Frontstoßfänger ergänzt. Einzigartige 22-Zoll-Speed-Räder werden in einer passenden dunklen Tönung angeboten, die mit Akzenten in Hochglanz-Silber oder -Schwarz abgerundet werden kann. „Jewel“-Tankverschlüsse für Kraftstoff- und Öleinfüllstutzen sowie ein beleuchteter Bentley-Schriftzug an der äußeren Einstiegsleiste geben einen dezenten Hinweis auf die Leistungsfähigkeit des Speed.

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Doch lassen wir nun ab von schnöden technischen Details und widmen wir uns den wichtigen Dingen des Lebens, nämlich Musik und Pasta. Der W12 Motor kann im Sportmodus durchaus auch sonor in die Landschaft brüllen, doch hat man trotz der herausragenden Fahrleistungen im Bentley Continental GT Speed Convertible eher das Bedürfnis Lautstärke aus dem optionalen, allerdings von Bentley schwer empfohlenen, Naim-Audio System zu lukrieren, als aus den Edelstahl-Endrohren des Motors. Das Audio-System von Naim macht den Bentley, egal ob offen oder geschlossen, zum Konzertsaal. Aus 18 (!) Speakern kommen bei Bedarf bis zu 2.200 Watt, allerfeinst abgestimmt und jede Nuance erfassend.

Nun könnte man sagen: Naja, aber es ist trotzdem nur ein Auto! Und hier möchte ich nun nochmals den Schwenk in Richtung Sizilen und Bella Italia nehmen, denn selbiges gilt ja theoretisch auch für Pasta. Denn Nudeln sind eben auch nicht gleich Nudeln. Sie alle kennen sie noch von einem Ihrer letzten Skiurlaube, die fingerdicken, weil 40 Minuten weich gekochten, Mittelstations-Spaghetti-Bolognese. Deren Sugo aus, und ich nehme in diesem Fall bewußt den germanischen Ausdruck zu Hilfe, Hackfleisch und Tomatenpampe besteht und die ihre bemitleidenswerte Existenz dann noch mit rauhen Mengen an getrocknetem Streukäse, weil das ist mit Sicherheit kein Parmesan, zu rechtfertigen versuchen. Ja, auch das ist Pasta. Aber andererseits gibt es dann allerdings auch die edlen und mit Liebe handgemachten Nudeln, in einem handgetöpfertem Teller am Tisch, mit Blick aufs Mittelmeer in Sizilien. Keine Minute zu kurz oder zu lang gekocht, al dente und um Gottes Willen nicht mit Wasser abgespült, in der simpelsten aber gleichzeitig genialsten Marinara Sauce, die aus nur ein paar Zutaten besteht, von der man jede einzelne fühlen und schmecken kann. Gekrönt von frischen, gegrillten Garnelen oder der einen oder anderen Miesmuschel. Nudeln mit Sauce eben, so wie ein Bentley vielleicht auch für manche nur ein Auto ist. So einfach kann Luxus also sein, die Komponenten sind meist die gleichen, doch es kommt ganz darauf an, was man daraus schafft. Und Bentley stellt mit dem neuen Continental GT Speed und dem Convertible abermals eindrucksvoll zur Schau, was man aus ein bißchen Metall, einer ­guten Portion Technik, einer gut gemeinten Brise Performance und etwas Lack und Leder machen kann. Nämlich den vielleicht besten Gran Turismo der Welt.

Bentley Continental GTC Speed
Motor: W12-Zylinder TSI
Hubraum: 6000 ccm
Leistung: 659 PS/900 Nm Drehmoment
Beschleunigung: 0-100km/h: 3,7 s
Topspeed: 335km/h
Bremsen: Carbon-Keramik-Bremsen (optional) Preis: 247.600 EUR (exkl. Steuern)