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Berufswunsch der Woche: Live-Erschrecker

Sarah Wetzlmayr

In regelmäßig unregelmäßigen Abständen präsentieren wir alternative Berufsmodelle, die dazu einladen den tristen Büroalltag gegen etwas mehr Farbe auszutauschen. Heute: Der Live-Erschrecker.

von Sarah Wetzlmayr

Es gibt da ja dieses Halloween, das irgendwie auf einer Welle von Erdnussbutter aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten („unbegrenzt“ gilt vor allem für den sehr freien Einsatz von Erdnussbutter) zu uns herübergeschwappt ist. Halloween ist der Inbegriff des Ami-Lifestyles: Zuerst mal bunte Masken aufsetzen, die das Grausigste in einem selbst hervorbringen, dann Süßigkeiten und allerhand Transfetthaltiges fressen, bis der Zuckerschock einen endgültig vergessen lässt, dass man gerade 1000 Dollar für einen aufblasbaren Geist ausgegeben hat. Wie gut das mit der Wiener Lebenskultur zusammenpasst (oder eben auch nicht), kann auch in diesem Jahr wieder im Wiener Prater erfahren werden, wenn es einen drei Tage lang beim Durchgehen durch den Prater noch mehr gruselt als normalerweise eh schon. After Horror Show Parties und eine große Parade werden von 29. bis 31. Oktober unter anderem wieder von Live-Erschreckern stilvoll in Szene gesetzt.

Die Berufsbezeichnung „Live-Erschrecker“ mag einem beim ersten Lesen zwar befremdlich vorkommen, ist aber eigentlich selbsterklärend: „Live“, weil man ja, obwohl man vielleicht als Zombie unterwegs ist, doch irgendwie trotzdem da, also am Leben und echt ist. „Erschrecker“, lässt sich wohl als verdoppelte Vermännlichung von „Schreck“ lesen – also „Er-Schreck-Er“. Genaueres zur Etymologie des Wortes sollte aber besser beim Deutschlehrer des Vertrauens erfragt werden.

Der Live-Erschrecker macht sich aufgrund der Komplexität der Bezeichnung bei gleichzeitiger Unerklärlichkeit aber auf jeden Fall gut im Lebenslauf. Zu den Voraussetzungen zählt wohl, dass man am Leben ist (weil „Live“). Mit den Aufstiegschancen sieht es allerdings nicht gerade rosig aus, denn was gibt es schon besseres als „live“? Eben, nix! Teamfähigkeit und selbstständiges Arbeiten werden trotzdem vorausgesetzt. Soft Skills sind ansonsten aber eher nicht so wichtig – es kommt eher auf die härteren Skills an.

Wenn also schon Halloween in Wien, dann wenigstens in der ehrenvollen Aufgabe des „Live-Erschreckers“. Allerdings sollte man diesen Job nicht nur machen um den Lebenslauf aufzupolieren. Mit Herz und/oder Niere sollte man schon dabei sein – die dürfen gerne auch nach außen – also wirklich draußen – getragen werden.