Herr Augustin, kann Design die Welt besser machen?

Stephan Augustin: Design alleine sicher nicht. Aber natürlich hat Design einen besonders sinnlichen und stimulierenden Einfluss auf die Menschen.

Sie haben mit Ihrem Watercone eine museumsreife Design- Lösung für die Wasseraufbereitung erfunden. Wissen Sie, wie viele Menschen dank dieser Lösung frisches Grundwasser bekommen?

Ich schätze 4.000 bis 5.000.

Wie funktioniert der Watercone?

Er beruht auf der Verdunstung von Meerwasser durch Sonneneinstrahlung. Dadurch reichert sich die Luft mit Feuchtigkeit an, und an der kalten Außenschicht dieses Kegels kondensieren Wassertropfen und rinnen an der Innenseite nieder Das Prinzip ist nicht neu.

Wird Wasser zum neuen Gold, um das in Zukunft Kriege geführt werden?

Ja, das befürchte ich.

In welche Innovationen sollte man jetzt investieren, um einen Aufschwung zu schaffen?

An dem Beispiel Japan sehen wir, dass es Sinn macht, in die erneuerbaren Energiemärkte zu investieren.

Sie sind bei BMW Projektleiter für die Entwicklung von Elektroautos. Was bringen uns die nächsten Jahre?

Sie bringen auf jeden Fall eine neue Mobilität, die wahnsinnig viel Spaß macht. Weniger Emissionen in Städten, weniger Lärm und eine bessere Vernetzung der Mobilitätsangebote.

Heißt das, dass wir nicht mehr allzu lange mit SUVs herumfahren werden?

Manche meinen, dass sie so etwas brauchen und deshalb wird es solche Produkte noch geben.

Wieso fahren wir dann gerade jetzt SUV? So ein Auto braucht doch eigentlich keiner.

Den braucht man nicht. Aber der SUV ist das einzige Auto, wo ich einsteigen kann, ohne mich irgendwie zu verknoten.

Welche Autos werden wir 2050 fahren?

Die Fahrzeuge werden 2050 auf jeden Fall nur noch mit Wasserstoff oder rein elektrisch fahren.

Warum tun wir das nicht schon viel früher?

Das hat nichts damit zu tun, dass die Öl-Lobby so stark ist. Sondern die Energien, die wir heute zur Verfügung haben, sind immer noch gnadenlos billig. Wir haben in einem Liter Benzin oder Diesel so viel Energie zur Verfügung wie in keinem anderen Energiespeicher.

Welche Erfindung hätte es nie geben dürfen?

Jede Erfindung hat positive und negative Seiten.

Verstehen Sie sich als Künstler oder als Handwerker?

Als künstlerischer Techniker. In der Schule habe ich schon Kunst und Physik als Leistungskurs gehabt. Von daher lag Industriedesign nahe, da es beide Disziplinen vereint.

Ein Hybrid.

Ja, genau.

Woran arbeiten Sie gerade?

Bei BMW geht es darum, Innovationsprodukte im Bereich Elektromobilität weiter zu entwickeln und auszuprobieren.

Wer macht das bessere Design – die Natur oder die Menschen?

Immer die Natur. Das ist eine Tatsache, an der man nicht rütteln kann.