Weinblog: Faktorenzerlegung beim Cabernet-Merlot

Burgenlands rote Schwergewichte 2011 in einer Vorab-Besichtigung

„The Burgenland is, where Blaufränkisch fares best„, lobte Stephen Brooks unlängst im Weinmagazin Decanter. Da hat er natürlich recht, aber vor allem beeindruckten die internationalen Blends des Jahrgangs 2011, als unlängst die Renommierten Weingüter Burgenlands (RWB) zu ihrer sehnsuchtsvoll erwarteten Präsentation nach Eisenstadt luden. Beginnen wir aber mit dem Blaufränkisch, den in einer herrlichen Version der „Ungerberg“ 2011 von Paul Achs (Foto) vorstellte: Schwarztee und Karamell in der Nase deuten schon an, dass sich hier ein Wein jenseits von Säure und einfacher Kirschfrucht im Glas befindet. Saftig und großartig, hat der jugendliche Wein aus der Golser Topriede noch Potential für etliche Jahre. Mit dem dichten und süffigen „Altenberg“ und dem brombeer-fruchtigen „Spiegel“ aus dem gleichen Jahr hat Achs eine vielfältige Blaufränkisch-Serie im Keller, die Sortenfreunde unendlich freut.

Traditionell seinen ersten Auftritt hat im Rahmen der RWB-Verkostung auch Clemens Iglers jeweiliger „Ideen-Wein“, die experimentellste Füllung des renommierten Hauses, die stets das Initial „C“ und die fortlaufende Nummer trägt. Diesmal sind es vier verschiedene Lagen-Blaufränkische, die 30 Monate ins Barrique durften, der 2010er hat trotz dieses heftigen Holzkontaktes dank des Jahres eine gewisse Leichtigkeit, momentan überwiegen aber die Espresso-röstigen Noten, die wie ein Warnschild sagen: Gib mir noch drei Jahre Flaschenreife, ich werde Dich reichlich belohnen! Bis dahin empfiehlt sich der 2011er „Vulcano„, der mit seiner Brombeerfrucht und etwas mehr Säure besonders zugänglich da stand.

Wenn das überhaupt möglich ist, dann hat Albert Gesellmann mit der neuen Sortieranlage noch ein Alzerl an der Qualität seiner roten Serie geschraubt. Bescheiden wehrt er ab, „2011 war einfach ein Superjahr für die internationalen Sorten Merlot und Cabernet„. Den besten Beweis liefert die Fassprobe des „Bela Rex„, der Cuvée der beiden Trauben, die sich herrlich zwischen Nase und Gaumen aufteilen. Maulbeere, Graphit und ein Hauch von geminzter Erdbeere lassen den reifen Merlot durch die Nasenflügel ziehen, während im Mund der Cabernet regiert. Ein grüner Widerrist von etwas Eukalyptus zu Beginn, dann Herzkirsche und wieder grüne Paprika im Finish, so rinnt der „Bela“ in drei Erscheinungsformen über den Gaumen.

Ähnlich in seine Einzelfaktoren zerlegte sich auch Kurt Feilers Cabernet-Merlot-Blend aus dem Jahr 2011, der auch 4% Cabernet franc beinhaltet. Allerdings verlief die „Arbeitsteilung“ der Sorten hier genau umgekehrt: Beim Ruster ist der Duft von Paprikapulver, zartem Blattgrün und nur etwas dunklem Holunder geprägt, der Cabernet lässt sich hier nicht verleugnen. Am Gaumen trumpft dafür der Merlot auf, der mit 35% zwar Minderheitspartner ist, aber seine dunkelfruchtige Mischung aus Maulbeeren, Hollerkoch und Brombeereis trotz der Jugend des „1000x“ prächtig in Szene setzt. Kräftig und mit großem Potential!

Und da die RWB-Runde auch über Süßweinwinzer von Rang verfügt, sei zum Abschluss auf einen Prädikatswein aufmerksam gemacht: An Sherry und Kletzenbirne erinnert der Duft von Heinz Velichs Beerenauslese, die Chardonnay, Sämling und etwas Welschriesling vereint. Der 2009er Süßwein besitzt eine herrliche Frische, die klar Orangen und Marillen unterscheiden lässt. Eine leichte herbe Note, die an Milchkaffee erinnert, gibt zusätzlich Struktur. Und bei diesem Preis sollte man gleich mehr einlagern vom Elixier.

Bezugsquelle:

Paul Achs, Blaufränkisch „Ungerberg“ 2011, voraussichtl. EUR 42 ab Hof, www.paul-achs.at
Weingut Hans Igler, Blaufränkisch „C 7″ 2010, EUR 31 ab Hof, www.weingut-igler.at
Weingut Gesellmann, „Bela Rex“ 2011, voraussichtl. EUR 34 ab Hof, www.gesellmann.at
Weingut Feiler-Artinger, Cabernet Merlot „1000x“ 2011, voraussichtl. EUR 28 ab Hof, www.feiler-artinger.at
Weingut Velich, „Seewinkel Beerenauslese“ 2009, EUR 13 ab Hof, www.velich.at