Freischwimma: De Köd’n – Aus einer emotionalen Schieflage.

„Rostiga Nogl“ heißt das aktuelle Album der Freischwimma. Wir baten die Band zum Gespräch.

Ein rauer Umgangston herrscht thematisch am Album „Rostiga Nogl“ der Freischwimma– die Kälte beißt, der Wind weht einem bedingt wohlwollend entgegen und gerade deswegen gilt es, den Kopf stur und stoisch gegen den Wind zu halten. Das Zweitlingswerk der Band ist anders, ein wenig düsterer geworden, als das Vorgängeralbum „FS1“ – aber auch abwechlungsreicher und eingängier. Rockmusik mit Singer/Songwriter-Hintergrund, die als Erzählmedium den Dialekt gewählt hat, geradeaus, unverblümt und gerne auch derb. Wir trafen die Freischwimma, genauer gesagt Sänger und Songschreiber Florian Kargl und Gitarrist Alexander Lausch, zum Gespräch. 

Erzählt was zur Entstehungsgeschichte von „Rostiga Nogl“.

Florian Kargl: Die Entstehungsgeschichte des Albums geht ungefähr zwei Jahre zurück – und thematisiert meinen persönlichen Rückzug ins Waldviertel – ein Rückzug, der nicht ganz gewollt war. In dieser Phase habe ich dann begonnen Lieder zu schreiben, die im weitesten Sinne das Thema behandeln: den Rückzug, die Trennung, die ich durchlebt habe: Momentaufnahmen einer Trennung.

Alex Lausch: Das geht wirklich weit zurück. Es gab nicht viele Hintergedanken, es gab Songmaterial, das glaube ich sehr intuitiv von Floh kam. Wir haben uns zwei mal in Dobersberg getroffen und haben gesagt, okay, es gibt diese Songideen und wir machen jetzt mal zehn Nummern.

Florian Kargl: Es gab sicher fünfzehn, sechzehn Ideen, davon sind es neun geworden, die am homogensten zueinander gepasst haben. Einer der Songs hieß eben „Rostiga Nogl“, und mir gefiel das Konzept dahinter, das man dem Titel auferlegen kann, sehr gut. Das heißt nicht, dass dieser Song der herausstechendste sein soll…

Alex Lausch: Wenngleich er wohl der vielschichtigste ist…

Und wie ist der Titel „Rostiga Nogl“ dann mit dem Thema des Rückzugs zu verbinden?

Florian Kargl: Es dreht sich ja nicht alles um den Rückzug, Fakt ist einfach: wenn ich Songs schreibe, dann aus einer emotionalen Schieflage heraus. Das kann jetzt eine positive oder eine negative Schieflage sein, und als ich das Album geschrieben habe, gab es eben diese Trennung, zeitgleich habe ich auch Wien verlassen und ging zurück in die Heimat. Also zwei große Veränderungen in meinem Leben, und in solchen emotional unsicheren Zeiten, schreibe ich eben Songs. Und das ist eben das Sammelsurium an Momentaufnahmen.

Thematisch herrscht im Vergleich zu eurem letzten Album ja ein rauerer Ton.

Florian Kargl: Ja, das passt ja: weil es für mich eine rauere Zeit war. Wenn du ins Waldviertel kommst und nach Jahren mal wieder einen richtigen Winter, einen Landwinter, durchlebst, wo du in einer Hütte sitzt und mit Holz heizst: dann hat das ein anderes Feeling, und das kommt auch in den Texten wie auch im Sound rüber. „De Ködn“ beschreibt das ja genau: du frierst halt.

Alexander Lausch: Was sich ja erst im Nachhinein ergeben hat: die Connection zwischen den Bestandaufnahmen der Umgebung und der seelischen Erosion nach der Trennung, die ja auch im Nachhinein durch das Artwork und den Titel übergestülpt worde. „Ich bin allein und exponiert, und schau, da fliegt ja ein Lurch durch die Gegend…“

Florian Kargl: Zuerst ist der Nagel neu, und über die Jahre wird er rostig, verliert halt, reibt sich und hält nicht mehr so fest zusammen wie am Anfang. Man könnte ja sagen: „scheiße, wieder ein Album, wo es nur um Trennung geht. Da will einer sein Seelenleid abladen“ (lacht).

Also quasi dein persönliches „Blood on The Tracks“ .

Florian Kargl: Das weiß ich nicht, ob das mein persönliches Blood On The Tracks ist – es kann ja sein, dass da noch schlimmeres kommt (lacht).

Fällt es dir leichter, aus Schieflagen heraus zu schreiben ?

Florian Kargl: Eine Schieflage heißt ja nicht zwangsläufig, dass es dir dreckig geht – es kann ja auch sein, dass es dir so gut wie nie geht, und du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst. Komischerweise habe ich jetzt im Winter Material gesammelt, fürs nächste Album, die aus alles andere als aus einer negativen Situation entstanden sind. Was wohl stimmt, ist dass es schwierig ist, zu schreiben wenn du sehr balanciert und ausgeglichen bist.

Infos über die Band: www.freischwimma.com