Ben Becker: Der neue bö(h)se Onkel
200.000 Menschen jubelten der erfolgreichsten und umstrittensten Band der deutschen Rockgeschichte am Hockenheimring zu. Die Böhsen Onkelz, die am Anfang ihrer Karriere stark mit der rechten Szene in Verbindung waren und ausländerfeindliche Songs wie „Türken raus“ und „Deutschland den Deutschen“ zum Besten gaben, sind zurück und so mancher nimmt ihnen die Sinneswandlung, die sie über die Jahre durchgemacht haben, immer noch nicht ab. Zwar haben sich die Onkelz später mehrmals deutlich von ihrer Vergangenheit distanziert hat und sind bei „Rock gegen Rechts“-Konzerten aufgetreten, trotzdem eine gewisse Unsicherheit ist über die Jahre geblieben.
Diese Unsicherheit macht den Auftritt von Ben Becker, so ungewöhnlich und skandalös. Doch nicht nur die Verbindung mit den Böhsen Onkelz, die in vielen Menschen ein verwirrendes Gefühl auslöste, war verstörend an Beckers Auftritt – auch seine Performance, die an die Aufrufe eines Hasspredigers angelehnt war, wirkte aufgesetzt und wie ein billiger Versuch, sich mit kruden Sprüchen und Posen ein Image als Bad Boy des Rock’n’Roll zu verleihen.
„Keinen Bock, umzufallen“
Bevor die Band loslegte, startete der Schauspieler seine Rede mit den Worten: „Es ist gut, hier zu sein! Es gibt’n paar Leute da draußen, die werden mich verfluchen, weil ich hier stehe!“ Und sogleich folgte die Antwort: „Geht mich nichts an. Ich stehe hier, weil ich keinen Bock habe, umzufallen.“
„… als plötzlich ein krächzender Ben Becker die Onkelz mit einem biblischen Metaphernsalat von beeindruckender Wirrnis anmoderierte“
— C. Kluge (@twitCaptain) 22. Juni 2014
Becker reihte danach Bibelzitate und Texte der Böhsen Onkelz aneinander und versuchte die Massen für das Konzert anzuheizen. Geradezu keifend schreit er seine Parolen ins Publikum und brüllte den Songtitel „Nichts ist für die Ewigkeit“ so lange ins Publikum, bis ihm dieses artig im Chor antwortet.
In ungefähr drei Stunden musste Ben Becker wieder nüchtern sein.
— Nils Heinrich (@HeinrichNils) 23. Juni 2014
Nach einer angedeuteten Kreuzigungsszene und einem Zitat aus dem Matthäus-Evangelium geht es dann los, was bleibt ist Verwirrung und die Frage: „Warum?“