Das neue Album von Annie Lennox heißt Nostalgia: Neugier als Triebfeder

19 Jahre nach „Medusa“ bringt Annie Lennox erneut ein Album mit eigenen Interpretationen bekannter Song-Klassiker. Und erfindet sich für „Nostalgia“ ein weiteres mal neu – als Jazz-Sängerin.

Annie Lennox wurde 1954 im schottischen Aberdeen geboren, zog 1971 nach London, wo sie an der Royal Academy of Music Flöte, Klavier und Cemballo studiert. 1976 trifft sie Dave Stewart, bis 1980 sind die beiden ein Paar, ein Jahr nach der Trennung gründen die beiden die Band „Eurythmics“, mit der sich beide in der Folge einen Namen machen. „Sweet Dreams“ oder „There must be an Angel“ machen sowohl Stewart als Produzent und Lennox als androgyn-erotischen Alt zur Trademark, weltweit werden über 80 Millionen Alben verkauft, so weit so pop.

Inellektueller Pop

Ab 1992 startet Annie Lennox hoch erfolgreich solo durch, bringt mit dem Debut „Diva“ noch intellektuelle Pop-Scheiben im Eurythmics-Stil („Walking on broken Glass“ etwa, oder „Why„), aber schon mit der nächsten CD von 1995 beginnt sie, Musik-Historie auf ihre Art aufzuarbeiten. „Medusa“ bringt Titel wie „A Whiter Shade of Pale“ (Procol Harum), „Take me to the River“ (Al Green, später Talking Heads), aber auch unbekanntere Klassiker wie „The Lover Speaks“ 80s-Hit „No more I Love You’s“ auf ihre ganz persönliche, einzigartige Art und Weise. Das Album verkaufte sich sechs Millionen Mal, stellte allerdings bereits damals klar, dass die Zeit der nach dem Massengeschmack produzierten Superhits in der Schaffensphase einer Lennox vorbei war.

 

Neben den Folgewerken, etwa einer Reunion-CD mit den Eurythmics namens „Peace“ (1999), der wieder mit Eigenkompositionen bestückten Platte „Bare“ (2002) sowie der mit einem OSCAR prämierten „Lord of the Rings“-Single „Into the West“ (2004) begann sich die Lennox für musikalische Werke mit renommierter Kollegenschaft zu verbünden (Solo-Tour mit Sting, Additional-Vocals für Herbie Hancock auf „Hush, Hush, Hush“). So wurde ihr 2007er Solo-Album „Songs of Mass Destruction“ etwa von Alanis Morissette-Entdecker Glen Ballard produziert, die Single „Sing“ entstand gemeinsam mit 23 prominenten Mitstreiterinnen, etwa Anastacia, Gladys Knight, Shakira, Bonnie Raitt, Madonna, Pink, Faith Hill oder Melissa Etheridge. Die damit erwirschafteten Gelder zeitigten auch den Beginn des Engagements der Künstlerin für die HIV / AIDS-Forschung.

Nostalgia

Es folgten diverse Auftritte, die Trennung von Langzeit-Label Sony, ein Weihnachtsalbum namens „A Christmas Cornucopia“ sowie verstärktes Engagement in Sachen Benefiz. Und die langandauernde, öfters wiederholte Ankündigung eines neuen Albums. Das nun in Form von „Nostalgia“ dieser Tage niederkam.

Und sozusagen nahtlos den Bogen zu „Medusa“ spannt, weil es ebenfalls ausschließlich aus Coverversionen besteht. Allerdings solcher einer speziellen Sorte: jener aus dem Musikrepertoire des Soul. Released auf dem renommierten Blue Note-Label, produziert von Blue Note-Chef Don Was

Als Antriebsfeder, die Playlist auf anspruchsvolles Songmaterial von Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Billie Holiday, Nina Simone, Ella Fitzgerald, Jo Stafford, Duke Ellington oder den Andrews Sisters zu eklektizieren, bezeichnet Annie Lennox ganz einfach ihre immerwährende Neugier: „Neugier ist doch immer der erste Schritt ins Abenteuer, oder?“

So hat sie sich, wie schon bei Medusa, an diese großen Songklassiker herangetastet, um herauszufinden wie sie durch ihre Stimme erklingen würden. Herausgekommen ist ein phantastisches Album einer ganz großen charismatischen Künstlerin, die diese Musik durch ihrer eigene, unverwechselbare Stimme erklingen lässt.

Summertime”, “I Put A Spell On You”, “Strange Fruit”, “Mood Indigo”, “Georgia On My Mind”, “God Bless The Child” und “September In The Rain”, sowie weniger bekannten Standards wie “Memphis In June” oder “I Can Dream, Can’t I?” werden so auf wunderbare Art und Weise neues Leben eingehaucht.