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Rock Rockenschaub. Der Fall mit dem Durchfall #W432

Aus dem Leben eines Superschnüfflers: Rock Rockenschaub über Erfolgsmöglichkeiten beim Drogendealen und was das alles mit dem braunen Durchfallkacke-Virus zu tun hat.

Manfred Rebhandls Kolumne

Im Windfang des neuen Bio-Supermarktes erspähte ich dann meine drei Schneeräumerkumpels aus der Asylanten-Szene, und als die mich sahen mit Mantel und Kapuze, erkannten sie mich zunächst nicht und machten einen auf Stressfaktor zehn, weil sie ja wussten, dass ihnen die Weißen hier gerne in den Arsch traten, wenn sie als Schwarze nicht wild genug schaufelten, von wegen: faule Asylanten!

Aber ich war da anders gepolt. Wenn es sich lohnte, an etwas zu arbeiten, dann höchstens an Qualität und Tiefe des Mittagsschlafs, das war jedenfalls meine Meinung. Ich gab ihnen also was zu rauchen und verband damit die Hoffnung, dass sie die Ware auch unter ihre Leute bringen würden. Mundpropaganda war schließlich der Schlüssel zum Erfolg eines jeden guten Produktes, die Asylantenszene war groß, und die der arbeitsscheuen Sozialhilfeempfänger auch. Wenn sie also nur die Hälfte der Schneeräumer anfixten, dann würden Lemmys Kassen zu Weihnachten vielleicht doch noch klingeln: Drogendealer melden neue Umsatzrekorde! So ungefähr wünschte ich mir die Schlagzeile im Wirtschaftsteil der Gosse.

„Du brauchst dringend einen neuen Darm, wenn du mich fragst, das hält ja keiner aus.“

Wie auf Seife ruckelte ich dann hinüber in Richtung Guttmanns Büro. Das Morgenradio spielte Adriano Celentano, der irgendetwas von „Glück“ sang, das sich aber wie „Gluck“ anhörte, und er selbst hörte sich dabei gar nicht glücklich an. Ich tippte mit der Hand im Rhythmus und klopfte mit dem Fuß den Takt, ab und an schrie ich mit ihm: „Dove saraaaaaaaahaaaa?“ Das Lied machte mich traurig und glücklich zugleich, aber das kommt eben vor bei diesen Italienern.

Guttmann stand dann schon in seiner Altherrenjacke vor der Türe und trippelte her zu meinem Auto, irgendwas an ihm war anders, aber ich wusste zunächst nicht, was.

Ich fragte: „Wo soll’s denn hingehen?“
Er sagte: „Die Triester Straße hinaus.“
„Nach Süden? Aber du bist doch für Mordkommission West zuständig!“
„Für Südwest seit Neuestem.“

Die Arbeit wurde ja nicht weniger, nur die Leute, die sie verrichten mussten, sollten irgendwie immer weniger werden. Dafür wurden die, die nichts zu arbeiten hatten, immer mehr. Warum das so war? Weil jemand es so wollte!

Guttmann setzte sich mit Bravour auf den Beifahrersitz meines Datsun 280ZX und knallte die Türe zu. Sofort beschlugen die Scheiben, weil er so schwer atmete und auch im Winter immer furchtbar schwitzte. Das alles war nur deswegen nicht ganz ekelhaft, weil er mein Freund war. Trotzdem war er es, der irgendwann sagte: „Hier stinkt’s.“ Und ich antwortete: „Ja, ich bräuchte dann wieder mal einen neuen Wagen.“ Den hier hatte ich nämlich von ihm bekommen. Aber er meinte: „Du brauchst dringend einen neuen Darm, wenn du mich fragst, das hält ja keiner aus!“ Ich sagte: „Ach das meinst du!“

Ich hatte ja gestern tatsächlich noch diese kleine Panne gehabt, nachdem ich aus dem Cottage-­Viertel weggefahren war, und es wollte irgendwie gar nicht mehr aufhören. Noch bevor ich zu Mannis Tankstelle lenken und mich dort aufs Klo retten konnte, zog das erste Gewitter heran, das ich nicht halten konnte, und dann noch eines, und dann noch einige mehr. Gott sei Dank hatte ich den Mantel angehabt, auf dem Grau der Jogginghose hätte man das Braun der Kacke sonst zu gut gesehen, als ich endlich ausstieg. Und als dann alles in der Wäsche war, ging es zu Hause noch einmal richtig los, und es hörte die ganze Nacht über nicht mehr auf, deswegen der enorme Wasserverlust.

Folglich war ich jetzt zu geschwächt, um mich da irgendwie rauszureden. Also kippte ich schnell noch einen aus dem Flachmann, um den Wasserhaushalt auszugleichen, und sagte zu Guttmann: „Ein Virus, Gutti. Es ist doch nur ein Virus, der umgeht!“ Und er sagte: „Steck mich bloß nicht an!“