Meinung

Go Home!

Manche Urlaube arten so aus, dass sie für immer in Erinnerung bleiben. Wogegen die „schönen Reisen“ häufig nicht mal mehr am Rande des Frontallappens einen Stehplatz finden.

Wir begeben uns ins Jahr 1989 zurück. Ich bin stolze Besitzerin eines Golf 1, 50 PS. Meine Freundin Ingrid und ich ­beschließen, eine Reise an die ligurische Küste zu unternehmen – nach Jesolo fährt eh jeder Trottel.
Nach Ewigkeiten kommen wir in Vernazza, einem malerischen Ort der Region Cinque Terre, an. Hurtig zappeln wir in unseren neonfarbigen Bikinis – sie hatten einen extrem hohen Beinausschnitt, was die Beine zwar nicht länger, die Hüften jedoch breiter erscheinen ließ – zum Strand. Alles andere lassen wir im Auto zurück – deppert, ich weiß, aber wir waren jung und glaubten noch an das Gute.

Abends, nach einem spannenden Badetag – es waren ganz gut aussehende Jungs am Strand – schleppten wir uns zum Auto zurück. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass es aufgebrochen und alles inklusive meiner Kontaktlinsen entwendet worden war.

Es blieb an mir, nachts mit meiner optischen Ray Ban Wayfarer, den einzig akzeptablen Shades dieser Zeit, die mir eine durchaus Falco-esque Coolness verliehen, jedoch in der Finsternis wenig weiterhalfen, die Heimfahrt anzutreten. Anstatt in einer abgefahrenen Dorf-Disco in Elasthan-durchwirkten Fiorucci Jeans zu saufen, parkte ich den ­Wagen auf einem Feld. In feuchte Badetücher gekuschelt, versuchten wir, Schlaf zu finden.
Gegen drei Uhr weckten uns Feuerwehrmänner – auf den neben uns tobenden Großbrand hinweisend – und nötigten uns, die Katastrophenzone schleunigst zu verlassen.

Das Reisebudget befand sich in den Koffern – daher waren wir genötigt, bei Autogrill die Zeche zu prellen und die ­Typen bei den Mautstellen zu zwingen, uns gebührenfrei passieren lassen. Wir sahen damals noch recht scharf aus in unseren pinken Tonnenröckchen, das hat geholfen.
Das Schicksal jedoch war noch nicht fertig mit uns. Kurz vor der österreichischen Grenze, nach einem Tunnel, lag vor mir ein Lkw-Reifen auf der Fahrbahn. Auf Grund der Verkehrsdichte konnte ich weder bremsen noch ausweichen. Beherzt rumpelte ich über das Teil, leider musste meine hintere Stoßstange dran glauben. Wenn man solche Urlaube übersteht, bleibt man seuchenbedingt gern zu Hause.


Elvira Trevira
Fashion is her Profession. Sie kolumniert im WIENER und bloggt unter BLOG-MAG.NET