AKUT

Wie gesund ist die Morgenlatte?

Christian Jandrisits

Über den Zeltbau: Im Schnitt widerfährt dem Mann während des Schlafes alle neunzig Minuten eine Erektion, und häufig erwacht er damit. Aber potenziell ungesund wird die Lage erst, wenn diese nette Befindlichkeit ausbleibt. (Morgenlatte/WIENER 453)

Die Morgenlatte ist ein Phänomen, das den Mann ­selten schlecht aussehen lässt. Schon das Wort suggeriert eine Stabilität, der man vertrauen kann. Nicht nur im deutschsprachigen Raum. Auch der in diesen Dingen naturgemäß weniger explizite Brite sagt dazu „Morgenholz“ (morning wood). Das Schlimmste, was so einem Ding passieren kann, ist, dass es bricht. Aber hängen wird es nicht. Eine Ausnahme bilden die Deutschen. Die sagen „Wasserlatte“. Und beim ­nassen Element wird das Holz doch schneller morsch. Aber so denken die Deutschen eben nicht. Sie denken an Harndrang als Grund für das stattliche Räuspern der Schwellkörper. Als verantwortlich dafür gilt der sogenannte „Reflexbogen“, der von der vollen Harnblase aktiviert wird und folglich via Rückenmark dem Gehirn eine Botschaft kabelt, die unter Umständen falsch interpretiert wird. Allerdings ist es auch so, dass sich der schlafende Mann im Schnitt alle neunzig Minuten eine sexuelle Erregung leistet. Nächtliche Erektionen ereignen sich während des REM-Schlafes (REM = Kurzform von „rapid eye movement“), der Phase, während wir träumen. In dieser Phase werden Gehirnzonen aktiviert, die das parasym­pathi­sche Nervensystem ­stimulieren. Der Grund, dass Männer mit einer Erektion aus dem Schlaf ­geraten, steht mit der Tatsache in Zusam­men­­hang, dass wir häufig aus dem REM-Schlaf erwachen. Weiters ist der Testosteronspiegel gerade am Morgen auf seinem höchsten Stand. So weit, so gesund. Aber was ist, wenn dir nicht mal im Schlaf ein Steifer widerfährt? Das könnte ein Hinweis ­sowohl auf Diabetes als auch auf schwere Depres­sio­nen seines Besitzers sein. Weiters zeigen Studien, dass häufige sexuelle Aktivität auch zu mehr Erektionen während des Schlafes führen. Erektionen, die bis zu 30 Minuten dauern, ohne dass wir von ihnen wissen. Tipp daher, dem Schlaf zuliebe: nicht am Bauch ­liegen; es könnte zu unangenehmen Träumen führen. 

Quelle: IFLscience, bit.ly/3EnpxME