KULTUR
Je t’aime, Plexus Solaire
Sie kennen die beste französischsprachige Band Österreichs noch nicht? Dann waren Sie in letzter Zeit eher selten auf Spotify und Konsorten … Plexus Solaire
Text: Citizen Quartz Fotos: Franzi Kreis, Julia Grandegger
Es gibt eine harte Leitwährung im Popgeschäft. Die Austria Top 40 sind es jedenfalls nicht mehr, die Aussagekraft der sogenannten „Verkaufscharts“ ist – da vielfach verwässert, manipuliert und einfach nicht mehr dem Hörverhalten der Mehrheit entsprechend – mittlerweile recht gering, adäquat den absoluten Verkaufszahlen physischen Produkts.
Kenner schauen daher eher auf die „monatlichen Hörer*innen“ bei Spotify. Streaming, Baby! Und da offenbart sich Denkwürdiges. Einerseits führen die Big Names – RAF Camora, Falco, Parov Stelar, Andreas Gabalier, Udo Jürgens – auch hier die Ranglisten an, teils mit großem Vorsprung (RAF Camora hat z.B. fast 5 Millionen monatliche Hörer, was freilich im internationalen Vergleich eher untere Mittelklasse ist). Anderseits drängen junge Szene-Stars nach: Yung Hurn, Sharktank, Cari Cari, Josh, Oska und ähnliche Kaliber. Was wirklich überrascht, ist die recht überschaubare Streaming-Gefolgschaft lokaler Neo-Austropop-Potentaten und gehypter Alternative-Sternschnuppen. Und wäre ich Manager von Acts wie Mathea, Avec oder Mavie Phoenix, würd’ ich auch einmal einen Blick auf die Zahlen werfen: diese Acts verloren innerhalb des letzten Jahres bis zu einem Drittel ihrer treuesten Fans. Sie werden konterkariert von Künstlern und Bands, die man eher nur als Insider kennt: der Wiener HipHop-Schmied Saiko etwa hat es mit instrumentalen Chillout-Kleinoden zu erstaunlichen 643.000 monatlichen Spotify-Lauschern gebracht.
Zu den positiven Überraschungen gehören auch die Wiener Rock-Veteranen von Plexus Solaire. Eine Band, die sich immer wieder neu erfindet. Und doch konstant und nachhaltig ihren Fan-Kern adressiert. Plexus Solaire besitzen eine Besonderheit: der Gesang nutzt Französisch als Sprache. Aber nicht (mehr) exklusiv. Songs wie „Je t`aime“ und „Day and Night“ wurden diesmal gemeinsam mit Max Perner produziert, einem Mann, der auch schon mit Garish, Clara Luzia und Thees Ulmann gearbeitet hat. Und dann findet sich plötzlich auch eine Ukulele im Soundbild und ein vorwitziges Pfeifen.
„Vom ersten Moment an verband uns ein tiefes gegenseitiges Verständnis“, erklärt Plexus Solaire-Sänger Vincent Wohinz. „Wir konnten uns anders zeigen, verletzlicher, reifer.“ Vincents Gesang, seine behutsame Annäherung an Perfektion, die pointierten Rhythmen, das Magische an Jürgens Drums, Alex sanfte und manchmal kreischende Gitarren und Peters optimal eingesetzter Bass liefern den Klang einer großen menschlichen Geschichte. Der Band haftet – bei aller Frische ihres Sounds – etwas Konservatives an, im besten Sinne: da schwingen die Sisters of Mercy und Jacques Brel genauso mit wie Noir Désir, Lou Reed oder Les Négresses Verte. Und dann ploppt da plötzlich ein „Happy Song“ – nomen est omen – auf und findet sich in unzähligen grenzüberschreitenden Playlists.
Bald aber kommt Neues. Max Perner (Garish, Thees Ullmann, Clara Luzia, usw.) hat jedenfalls für und bei Plexus Solaire den magischen Touch als Produzent. Es ist ihm ein großes Klangerlebnis gelungen, zwei Songs, die 2023 bereichern können. Nachzuhören ab 12. Mai auf allen Streaming-Plattformen weltweit – und eventuell erstmals auch auf Vinyl.
Plexus Solaire kennt man in dieser Besetzung ja schon länger, neu dazu kam der von Garish und Thees Ullmann bekannte Produzent Max Perner. Release: Ab Mai.