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Jens Haaning und die Kampf Kunst

Christian Jandrisits

Jens Haaning machte einst aus Geld Kunst. Doch als er dann doch aus Kunst Geld machen wollte, begann ein knapp zweijähriger Rechtsstreit mit dem Kunsten Museum of Modern Art in Aalborg. (Aus dem WIENER 456/LUXUS EDITION)

FOTOS: Kunsten Museum, Wiener Secession, secession.at

2007 präsentierte Herr Haaning sein Werke „An average Austrian annual income“ (damals für eine Ausstellung in der Wiener Secession) und drei Jahre später „An average Danish annual income“. Dabei handelte es sich schlicht und ergreifend um zwei Leinwände, auf denen Geldscheine ange­bracht waren, deren Summe auf die titelgebenden Durchschnittsgehälter kam, im Falle von Wien waren das 25.702 Euro.
Nun beauftragte im Jahr 2021 das Kunsten Museum Haaning für die geplante Ausstellung „Work it Out“ damit, die beiden Werke zu rekreieren. 534.000 Dänische Kronen (am 1. 1. 2021 entsprach das rund 71.740 Euro) stellte das ­Museum dem Künstler dafür zur Verfügung. Haaning ließ die Stücke wenig später anliefern, doch dem Museum stand eine böse Überraschung bevor: Es handelte sich um zwei komplett leere Leinwände, die mit dem Titel „Take the Money and Run“ bedacht waren.
Der Grund lag laut Haaning in der ungerechten Entlohnung. Er gab in einem Interview zu Protokoll, dass er bei dem Honorar von 10.000 und Spesen von 6.000 Dänischen Kronen rund 25.000 Dänische Kronen hätte draufzahlen müssen, um die beiden Werke zu vervollständigen. Das nahm er als Anlass zur Revolte.

KUNST UND KUNST OBEN die 25.702 Euro, die in der Wiener Secession hangen. Hier die leeren Rahmen mit ohne den dänischen Kronen. Mit denen das Museum in den letzten Jahren einige Besucher anlockte. Der Fall geht jedenfalls in die Verlängerung.


Auf die ganze Affäre folgte ein knapp zwei Jahre dauernder Rechtsstreit, der kürzlich mit folgendem Urteil ab­geschlos­sen wurde: Haaning muss dem Kunsten Museum 492.549 Kronen zurückzahlen, der Rest wurde ihm erlassen, da ja auch die leeren Leinwände als Ausstel­lungs­stücke verwendet wurden. Haaning legte gegen dieses Urteil Berufung ein. Besonders schön zynisch: Das Museum bewirbt „Take the Money and Run“ auf der eigenen Website als „eine Kritik der Mechanismen in der Welt der Kunst“, denn es „zeigt, wie der Wert des Geldes eine abstrakte Menge“ ist. Aber zurückhaben will man die abstrakte Menge dann doch.