AKUT

WAS FRAUEN WIRKLICH WOLLEN 1982

WIR HATTEN EINEN TRAUM: AUS KILOMETERLANGEN TONBAND-PROTOKOLLEN DIE WAHRHEIT ÜBER FRAUEN-PHANTASIEN ZU DESTILLIEREN. EIN SEHR MÄNNLICHER, WET DREAM. EIN BEITRAG DER MASCULIN – ABTEILUNG DER WIENER – REDAKTION. (Ausgabe Jänner 1982)

Die Redaktion der Zeitschrift, die Sie in diesem Augenblick betrachten, lieber Leser, besteht, grob gesprochen, aus ebenso vielen weiblichen wie männlichen Mitarbeitern. Für gewöhnlich spricht die Redaktion in ihrer Gesamtheit und Geschlossenheit den Leser an, was übrigens auch für den überwiegendenden Teil der vorliegenden Ausgabe gilt. Bloß für diese und die paar drauffolgenden Seiten würde die Damen-Abteilung Wert auf die Feststellung legen, mit der „WAS FRAUEN WIRKLICH WOLLEN“ genannten Arbeit außer abwicklungstechnischen Handgriffen nichts zu tun gehabt zu haben.

Hier spricht demnach die männliche Hälfte des „WIENER“. Die Distanzierung, die fast sadistische Absetzbewegung seitens unserer Kolleginnen in Bezug auf diese Geschichte, hat uns getroffen. Ausgehend von der Überlegung, daß das Verschwenden kostbarer Lebensstunden beim Recherchieren und Niederschreiben an die vage Allgemeinheit adressierter Geschichten außer gewerkschaftlichen Mindestlöhnen noch andere Kompensationen haben müßte, jedenfalls von Zeit zu Zeit, wollten wir – die „WIENER“-Männer – uns einen Traum erfüllen, on den zwar alle Männer träumen, den sich aber nur jene mit einem publizistischen Apparat im Rücken wahr machen können: Rausfinden, wie das Weib in seinem tiefsten Inneren den männlichen Körper empfindet, das Ganze niederschreiben und allen Geschlechtsgenossen dieser Art zur Verfügung zu stellen. Ganz einfach.

Auf welche mannigfaltige Widerstände wir bei unserem scheinbar so harmlosen Unterfangen gestoßen sind, mag der Leser bereits an der nunmehr gültigen Überschrift des Artikels ablesen: Die dezidierte, direkte, umschweifefreie Frage nach der Attraktivität unserer Physis wurde auf mehreren Ebenen seitens der andersgeschlechtlichen abgeschmettert. Zunächst von den bereits zitierten Redaktionskolleginnen. Ihr Verdacht, wir wären bloß an der verbindlichen, wohlwollenden Beantwortung einer sehr delikaten Frage interessiert, nämlich jener, ob man denn nun eine gewisse Glückvorstellung im Zentimetermaß ausdrücken könne (oder hoffentlich nicht), hat uns ehrlich tief gekränkt. Für wie einseitig genital fixiert, für wie wenig eingelesen in die einschlägige Literatur, für wie unemanzipiert hält man uns eigentlich?

Wer uns solches unterstellt, der unterstellt uns ja wahrhaftig die Ungeheuerlichkeit, im anderen, im hold weiblichen Geschlecht bloß eine mehr oder minder wohlproportionierte Pullover- und Jeans-Füllung zu sehen. Dabei, so behaupten wir, wären wir durchaus in der Lage, im Umkehrfall, im Fall der Frage nach unseren Präferenzen um glattäußerlichen Würdigen weiblicher Qualitäten, sachlich und – da würdet Ihr staunen, wie – differenziert zu antworten.

Eben ohne zu irgendeinem Seelen-Schmus Zuflucht zu suchen, was nicht heißen soll (die Mißverständlichkeiten sind im Zusammenhang mit dieser Materie offensichtlich grenzenlos), daß das Innenleben unserer potentiellen Partnerin ohne Interesse für uns Männer wäre. Daß unser Angebot, die WIENER-Girls bei einer zukünftigen Cover-Story des Titels WAS MÄNNER VON FRAUEN-KÖRPERN HALTEN, kooperativ und tatkräftig zu unterstützen, glattweg abgelehnt wurde („eine tits-and-ass-story, sonst nichts“), sei bloß der Vollständigkeit halber und am Rande erwähnt.

Weil wir uns dennoch nicht von unserem,-unserer Auffassung nach seriösem, legitimem und rundum interessanten Vorhaben abbringen lassen wollten, engagierten wir Karin.

Sie ist 28, hat an der Berliner Film-und Fernsehakademie das effiziente und schnelle Recherchieren an zahlreichen Dokumentarfilmprojekten trainiert und – das schien uns im vorliegenden Fall besonders wichtig – verfügt über einen dezidiert feministischen Background, Stichwort: Brot-und-Rosen-Bewegung in Berlin: Karin machte uns bereits bei den Vorbesprechungen für die Geschichte darauf aufmerksam, daß ihre Interview-Partnerinnen aller Wahrscheinlichkeit nach Fragen, die auf die körperliche Attraktivität von Männern zielen, mit Überlegungen und Spekulationen zum Seelen- und Geisteszustand der Herrschaften vermengen werden. „Frauen müssen, glaube ich, erst lernen, den männlichen Körper als rein ästhetische Erscheinung sehen zu lernen, so wie Männer einer ranken Mädchengestalt sinnend nachblicken können, ohne direkt oder indirekt ans Bett zu denken“, sagte Karin und tat uns mit dieser differenzierten Einschätzung unserer männlichen Perzeptionsfähigkeiten sichtlich und spürbar wohl.

Als wir, Wochen später, den Karin-Report am Schreibtisch hatten, war nach kurzem Drüberfliegen klar, daß die Geschichte „WAS FRAUEN WIRKLICH WOLLEN“ heißen muß, obwohl ihr gelungen war, was uns Männern nie gelänge: Konkrete, gewissermaßen angreifbare und wohl auch handfeste Tatsachen zu ergründen. Ja doch, Frauen blicken heute durch so manche Tür, auch durch Türln‘, wenn es das war, was Dich interessierte, Kollege. Freilich scheinen Frauen, was Männer betrifft, jeweils und im Einzelnen besehen, sehr viel eigenwilliger und individualistischer zu sein, als Männer, deren Vorlieben sich eher gleichförmig in gewissen Bandbreiten bewegen. Weshalb kaum eine Dame dergleichen Ansicht ist wie die jeweils andere. Weshalb unsere Redaktionskolleginnen mit den Aussagen unserer Umfrage nicht übereinstimmen.

Weshalb wir – Männer – Frauen nie, höchstens eine bestimmte manchmal verstehen werden. Weshalb wir – WIENER-Männer – die Mädchen am anderen Schreibtisch, aus der Distanz des alles vergebenden zeitlichen Abstandes, letztlich doch mögen. Hat halt jede ihren sehr speziellen Kopf, und solche kontroversiellen Geschichten gibt es nicht alle Tage.

Von Angesicht zu Angesicht

Es soll vorgekommen sein, daß der Blick eines Mannes, im Moment der Begegnung mit einer ihm bis dahin unbekannten Frau, am Gesicht schnell vorbeigehastet ist, um eine sich kontinuierlich verlangsamende Fahrt über tieferliegende Körperteile zu beginnen, bevor die Blickbahn erneut eine Kurve nach oben beschrieb, um erst dann in den Augen der neuen Bekanntschaft zu landen. 

Anders bei Frauen. Der gerade Blick der Frau in die – möglichst c blauen (aber das kommt später) – Augen des plötzlich auf der Bildfläche erschienenen männlichen Wesens, schweift zunächst lange nicht ab.

„Wenn ich einen überhaupt sehen will, b im Gegensatz zu: bewußt übersehen, meine ich, dann schau ich zuerst auf seine Augen“, stellte Rani (Ende zwanzig, freischwebende Intellektuelle, Mutter einer fünf Jahre alten Tochter), stellvertretend für so gut wie Frauen gelernt haben, zu lesen.

Karin, die zu den Interviews Kommentare oder Selbstbeobachtungen notiert hat, schreibt zum Kapitel „Augen“ unter anderem: „Die Augen des Mannes können in einem Punkt sicherlich nicht lügen: Nämlich in dem, ob er uns im wahrsten Sinne des Wortes, oder gar im biblischen Sinne – erkannt hat, als ganzheitliches Wesen.“

Einen gewissen fragenden Männerblick, den Na-wie-wirk‘-ich-auf-Dich-Blick, den mögen alle befragten Frauen gar nicht. Der Typ wird unter „uninteressant“ zu den Akten gelegt.

Augenblicklich. So schnell geht das. Schweift der Blick aus Mädchen-augen nie nach weiter unten? „Doch“, weiß Lisbeth, „aber sehr viel später, wenn vieles bereits klar ist, kommt der Körper, der erste Ausstrahlungs-Check.“

Den „schönen“ Mann – den gibt es nicht; gibt es doch

„Ich hatte früher die Ideal-Vorstellung vom Mann mit scharf konturierten Gesichtszügen“, erinnert sich Crista (Ende dreißig, verheiratet, Gesangspädagogin), „einem Mann mit dunklem Haar – zweimal habe ich solche Traum-Männer in mein Leber gelassen, zweimal waren es Schweine.‘ Edith (vierundzwanzig, geschieden, Büroangestellte) hat nur ein präzis umrissenes Kriterium für die „Schönheit“ eines Mannsbildes: „Er muß größer sein als ich“. Doch: „Mein derzeitiger Freund ist präzis um 3,4 cm kleiner als ich, was ich nicht mag – und dennoch lieb‘ ich ihn, ich kann nicht anders.“

So ist das mit den „schönen „Männern. Frauen wissen, was in ihren Augen ein schöner Mann ist, wissen aber gleichzeitig, daß er gefährlich ist, unangenehm werden kann, ein bißchen was von den Blondinen hat, vor denen man sich als Mann in acht nehmen möchte, um eine spiegelverkehrte Analogie zu riskieren. Klassisch schön geschnittene Männergesichter samt der dazugehörigen griechischen Fleisch-Statue überlassen Frauen, je älter, je lebenserfahrener, je geläuterter sie zu sein scheinen, umso bestimmter ihren jüngeren Schwestern. Der Schönling scheint dazu verurteilt, im Garten junger Mädchenblüte zu ernten – unbeneidenswerterweise so lange, bis die Natur Kerben in Form von Falten ins einstige Ebenmaß zu schneiden beginnt.

Irgendwo gehört zu diesem Kapitel die Frage nach der bevorzugten Kleidung, die Frauen an Männern schätzen; eine Frage, die auf kein außerordentliches Interesse stieß. Der Trend in den Antworten geht gegen den Anzug-/Krawattenmann, was Karin zwar persönlich ebenfalls unterschreiben würde; allerdings konzidiert, daß „in diesem Punkt meine Auswahl an Befragten eventuell nicht repräsentativ sein könnte; irgendwie scheint atmosphärisch eher ein konservativerer Kleidungsgeschmack wieder in der Luft zu liegen; die Krawatten könnten kommen; nicht nur im New-Wave-Lager“.

Das Gegenteil von „schön“ ist – ungewaschen

Schockierenderweise scheinen alle befragten Frauen im Laufe ihres Geschlechtslebens auf zahlreiche notorisch seifenfeindliche Herren gestoßen zu sein; jedenfalls gilt „unattraktiv“ gleichbedeutend mit ungewaschen. Sogar einen direkt ideologischen Bezug hat das Thema: „Die linken Männer sollten sich mehr waschen“, fordert Ruth (Ende zwanzig, alternative Filmverleiherin), „schreib das ruhig in deinem Report.“ Und Karin notiert: „Ein schöner Mann ist für mich einer, der mindestens so stark wirkt, wie ich es bin; Schönheit ist Ausstrahlungssache bei Männern.“ 

„Schön“ ist vielleicht das falsche Wort. Nach dem Abhören mehrerer Stunden Tonbandmaterial, die vorgeblich alle der äußeren Schönheit des Mannes im Frage-Antwort-Spiel gewidmet waren und die in Wirklichkeit nur Begründungen enthielten, warum schöne Männer eigentlich niemals Männer sein könnten, beziehungsweise Männer nichtschön, oder aber nur in einem übertragenen Sinne schön, wurde beschlossen, Karin in die zweite Runde gehen zu lassen.

Das Attribut „schön“ scheint im Zusammenhang mit Männern dermaßen negativ besetzt zu sein, daß man mit ihm nicht weiterkommt. Drastischeres mußte her. Die Frage, welche körperlichen Eigenschaften eines Mannes eine Frau sinnlich anregen würden, vorausgesetzt der Kerl ist auch sonst nicht unsympathisch. „Plötzlich tauchte aus der Versenkung“, erinnert sich Karin, „der Mann auf, der bereits meiner Mutter und Großmutter Herzklopfen verursacht hat; ein Typ wie Cary Grand, bloß ein wenig weicher in der Linienführung.“ 

Kaum ist das lästige Wörtchen „schön“ weg, kommt der schöne Mann lächelnd durch die Gartenhin-tertür, plötzlich nicht mehr zum Genuß grünen Obstes verurteilt. Beim Lesen der zweiten Interview-Runde sollen sich die diversen WIENER-Männer beim Baucheinziehen ertappt haben. Auf geht’s.

Susi, Hausfrau, Mite zwanzig, Gelegenheitsstudentin, wünscht sich plötzlich, trotz ausgesprochener Aversion gegen Schönlinge, „einen Burschen mit breiten Schultern, auf keinen Fall dünn“. Ihr nächster Satz sollte sich noch oft wiederholen: „Er soll groß sein.“ Und wenn es sich machen läßt, sollte ER „schwarze Haare und blaue Augen haben, aber die Kombination gibt es so selten“.

Auch eine Renate will „breite, nicht hängende Schultern“ sehen, freilich aber auch „Muskeln, aber irgendwie weiche, wenn auch nicht weibliche Weichheit gemeint ist“. Keineswegs würde sie Fett tolerieren. Den Wunsch nach stattlicher Größe wollen wir, um Wiederholungen zu vermeiden, gar nicht erst zitieren.

Unsere Lisbeth sieht das ganze nicht statisch, sondern in Bewegung; „der Körper kann schlaksig sein, darf eine knabenhafte Art haben, muß sich irgendwie richtig bewegen“. Früher hätten sie große (pardon), breitschultrige, junge Männer angezogen. Zur Einsicht, einen athletischen Männerkörper anziehend zu finden, mag sie sich dennoch nicht ausdrücklich durchringen.

„Ich schau einen Mann als Ganzes an, nicht in Einzelteile zerlegt“, gibt Eva Auskunft über ihr Bild vom Mann, der gefällt. Was sich aber aufs selbe rauskommt, bedenkt man, was ihre Aussage „Er soll aber schon beschützerisch wirken“ in Körper-höhe und Schulterbreite ausgedrückt bedeutet.

Karin: „Der neue Körperkult der Amerikaner, diese breite Volksbewegung raus auf die Jogging-Strecken und rein in die Kraftkammern, scheint als eine der wenigen amerikanischen Moden in Europa noch nicht Platz gegriffen zu haben. Sehr vage finden viele von mir befragte Frauen Muskeln, einen breiten Brustkorb, ausgeprägte Schultern männlich, attraktiv, anziehend, allerdings nur unter der – eigenartigen – Voraussetzung, daß dies alles von Natur gegeben sei. Beim Gedanken, ein Mann würde mit Gewichten und Expandern an seinem Körper zu arbeiten beginnen, graust es Wiener Frauen. Aversionen hegen alle Befragte gegen ,Bodybuilder‘. Ich habe allerdings den Eindruck, daß ein kluger Bodybuilder, einer der sein Hobby verschweigt und so tut, als ob Gott ihn so geschaffen hätte, jede nur erdenkliche Chance bei den meisten Frauen hätte. Ähnlich ergeht es einem mit der Frage, ob gebräunte Haut Männer interessanter machen würde.

Beim geringsten Verdacht, der Typ würde sich im Bräunungsstudio rösten lassen, setzt eine massive Abwehrhaltung der Frau ein. Kann er aber plausibel machen, in Sardinien der Sonne zugelacht zu haben, ist er mit einem Mal beträchtlich mehr sexy.

Nähergerückt dem Mann 

Wichtiger als – naturgegebene Muskelpakete am, Oberarm sind „festes Fleisch und zarte Haut“, wenn die Damen den Herren, nach erfolgreich absolvierten Vor-Prüfungen, nähertreten möchten.

„Ich mag keine dicken Männer“, eine Abneigung, die Lisbeth nicht immer hatte. „Erst, als die Streitigkeiten mit meinem Mann angefangen haben, ist mir aufgefallen, daß er dick ist und mir gar nicht gefällt. „Erregend ist ein nackter Mann weder auf einem Foto, noch genau genommen unbedingt in natura, „aber ein halbausgezogener schon“.

Christa wiederum richtet ihr Augenmerk auf die Körperbehaarung ihrer Partner, um Gottes Willen ja nicht zuviel, aber „gar keine Haare finden, ist auch schade“. Rani „krault gerne in einem Brustgärtlein“, Renate will „keine Haare auf der Brust des Mannes“. Haare, da stimmen nahezu alle Frauen überein, sind wie kleine elektrische Berührungspunkte, lange Haare, kurze Haare, gar überhaupt keine Haare, die auch nichts ausmachen würden beim berühmten und immer wieder hervorgekramten besonderen Mann, bei dem alles ganz anders sein darf als im Regelfall.

Küssen und streicheln würden die Befragten einen Mann am liebsten auf

seiner Brust, während die erdabgewandte Seite des Mondes, der Rücken und Hintern eines Mannes offensichtlich geheimnisvolles, unbekanntes Territorium darstellen. Soll der Popo rund sein? Ja. Soll er fest sein? Ja. Auch behaart? Warum nicht. Lisbeth: „Er sollte eine harmonische Einheit mit dem Rücken bilden, empfindlich sein, reagieren, wenn man ihn streichelt.“

Karin: „Viele Frauen fragen etwa so: Wie nennt man diese Seitenpartie zwischen Brust und Bauch? Oft sind uns gewissermaßen nicht näher bezeichenbare Sekundärpartien des männlichen Körpers lieb, Stellen, die keine Namen haben, aber oft große Bedeutung.“ 

Die Zentimeter Frage

„Penis ist unwichtig“, diese Antwort auf die Frage nach der Hierarchie der Bedeutungen, die einzelnen Körperteilen oder deren Eigenschaften zukämen, kam nicht einmal. Nicht zweimal, sondern zwei dutzendmal. Erst mehrmaliges, insistierendes Hinterfragen dieses doch kaum glaubhaften Tatbestandes, förderte einige Spezialdaten zutage, wie „es törnt mich einer an, wenn er unter einer engen Lederhose nichts an hat“.

Bloß Edith und Rani konnten an männlichen Geschlechtsteilen prinzipiell Erotisches feststellen. Rani: „Da ist dann der Schwanz und der Ansatz der Oberschenkel und das Bauchstück unter dem Nabel, der schönste Teil an einem Mann – sowas habe ich halt nicht, das ist eine unbekannte Gegend, in die ich wie nach Italien ans Meer fahre.“Selbst Edith und Rani nannten den ominösen „großen Schwanz – ein Mythos“. Im Zweifelsfalle, läßt sich Rani entringen, „lieber um eine Spur größer als kleiner“. Wichtiger aber ist, daß der Besitzer des Stücks ihm ein zärtliches Wohlwollen entgegenbringt, dann erst käme „eine erotische Ausstrahlung auf“. Trocken wollen wir auch feststellen, daß die Tonbänder immer dann, wenn Karin das Schlagwort „Sperma“ in die Diskussion warf, übersteuert wurden und verzerrten. Bisweilen läßt sich das „Pfui, grauslich“ dennoch deutlich vernehmen. Eine einzige Befragte bedauert ihre affektive Abneigung und „würde es lieber gernhaben“. Avantgardistin Rani: „Wenn ich einen Mann wirklich lieb hab, find‘ ich alle seine Säfte, inklusive diesem, geil – bei Mangel an Zuneigung graust es mich plötzlich“.

Keine Angst, Frauen sind auch sonst Freaks

„Er ist an meinen Tisch gekommen und hat unvermittelt folgendes gesagt: „Ich habe einen Stiftzahn, der wackelt, macht den Mund auf und zeigt mir den Zahn, der plötzlich runterfällt; wir beide unter den Tisch und suchen. Als wir den Stiftzahn gefunden hatten, hat er ihn sorgfältig eingesteckt. Das hat mir imponiert, er war so natürlich, so männlich.“

Edith hat den natürlichen Zahnlosen bis heute. Hand auf’s Herz, Geschlechtsgenosse, ist Dir die Idee, einen Zahn so aufzureißen, je gekommen? Wie wir die vom gleichen Fräulein abgegebene Erklärung, sie hasse es, „mit irgendeiner Masche angehaut zu werden“, deuten sollen, ist uns vorläufig ein Rätsel. Zu den Dingen, die Frauen wirklich wollen, zählen auch so frappierende Sachen wie: „Ich möcht schon, daß mir mein Mann treu ist, bloß ich möcht’s nicht sein“. Immerhin im nächsten Satz relativiert: „Wenn ich nicht verletzt sein will, darf ich wohl auch nicht verletzen.“ 

Pille – nein, danke

„Früher hab ich mit jedem gevögelt, der mir gefallen hat, jetzt kommt so ein Bewußtsein dazu: Würde ich von dem ein Kind wollen? Das schränkt die Auswahl sehr ein“ (Lisbeth).

Karin: „Keine der von mir befragten Frauen nimmt die Pille. Dieser Umstand hat meiner Beobachtung nach den Stand der Beziehungen zwischen den Geschlechtern zuletzt am nachhaltigsten beeinflußt. Von den Männern wird wieder verlangt, daß sie sich für Verhütungsmittel interessieren, für Geburten oder Abtreibungen verantwortlich fühlen.“

Den breitesten Raum in den diversen Interviews nimmt – vor diesem Hintergrund gar nicht mehr überraschend – die Frage ein, wie sehr die Kinder, die man bereits hat, oder die sich die Frau wünscht, ihre Beziehungen zum Mann verändern. Überdurchschnittlich viele der Befragten sind uneheliche Mütter. Und in einem solchen Fall scheint das heitere Ratespiel „WAS FRAUEN WIRKLICH WOLLEN“ plötzlich und unvermutet eine bittere Wendung zu nehmen. Edith, stellvertretend für einige andere befragte Frauen: „Die Männer haben es mir oft vorgeworfen, wenn ich wegen dem Max, weil der nicht einschlafen konnte, oder krank war, zu spät zu einer Verabredung gekommen bin oder überhaupt nicht kommen konnte. Ich habe nur einen Freund gehabt, der den Max überhaupt akzeptiert hat. Ein anderer, mit dem ich länger zusammen war, wollte mich heiraten, aber nur wenn ich das Kind weggebe. Er hat gesagt, er wolle mir eigene Kinder machen. Da war es aus zwischen uns.“

Karin, letzter Satz ihres Berichtes: „Alle Frauen, ob verheiratet, alleinlebend, mit oder ohne Kinder, sehen sich als autonome Wesen an, als selbstständige Frauen – wollen aber – hierbei herrscht sonst selten anzutreffende Einigkeit – einen Mann lieben, mit ihm ein näheres Verhältnis haben, erhalten oder beginnen.“