Film & Serie
Avatar: The Way Of Water – Cameron did it again
Als vor 13 Jahren der epische Blockbuster „Avatar“ die Filmwelt mit atemberaubender Computer-Animation und bahnbrechendem 3D-Erlebnis revolutionierte, war eine Fortsetzung beschlossene Sache. Dass es dann doch so lange dauerte, lag schlicht am Perfektionswahn von David Cameron. Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt.
Szenenbilder: © 2022 20th Century Studios
Dass eine lange, lange Wartezeit auf ein Sequel durchaus zu phänomenalen Ergebnissen führen kann, hat uns dieses Jahr schon Tom Cruise mit „Top Gun: Maverick“ schon eindrucksvoll bewiesen. Aber während der testosteronschwangere, kerosingetränkte Sommerblockbuster zwar eine schlüssige Fortsetzung liefert, ist es am Ende doch more of the same.
Nicht so „Avatar: The Way Of Water“. Wurde trotz allen Lobes und unerreichter Einspielergebnisse beim ersten Teil die recht dünne Handlung bemängelt, gibt James Cameron hier in über drei Stunden Laufzeit seinen Charakteren wesentlich mehr Tiefe. Er lässt diffizile Bilder von Flucht, Integration und Generationenkonflikt in seine Story einfließen, die vor allem durch die Änderung des Habitats im Großteil des Films schlagend wird: erraten, Wasser. Der Großteil der Handlung findet eben auf, im oder unter Wasser statt, und hier erleben wir eine visuell überwältigende Welt. In 3D, mit HFR (also einer Bildrate von 48 statt 24 Frames pro Sekunde) und sagenhafter Detailtreue tut sich dem Zuseher eine Welt auf, als stünde man im Haus des Meeres. Auch an Land zeigt sich die Perfektion der CGI bis in die buchstäblich letzte Pore. Das ist der neue Goldstandard. Punkt.
Das soll aber keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass auch die Schauspieler einen großen Anteil am Funktionieren dieses Sequels haben. Der Originalcast Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver und Stephen Lang ist wieder mit dabei; vor allem Worthingtons eher hölzener Auftritt von Teil Eins ist nun einer deutlich nuancierteren Darstellung gewichen. Auch Kate „ich arbeite nie wieder mit Cameron“ Winslet glänzt nun erstmals mit bunter Hautfarbe. Besonders der junge Cast, der die Halbstarken verkörpert, weckt viele Sympathien!
Im Grunde handelt es sich aber nicht um ein Familiendrama, sondern natürlich um ein Actionspektakel, wie es in der Form eben nur James Cameron kann. Der Knüllerkönig, der der Filmwelt abgesehen von seinen Klassikern auch zwei der besten Sequels aller Zeiten – „Aliens“ und „Terminator 2“ – bescherte, legt hier ein weiteres würdiges Sequel nach. Freilich nicht, ohne dabei gekonnt andere Spitzenfilme zu zitieren, darunter seine eigenen, wie zum Beispiel „Titanic“ oder „Abyss“ oder eben „Aliens“. Wer kann, der kann.
Wer sich jetzt von den rund 190 Minuten Laufzeit abschrecken lässt: Bitte keine Angst! Der Film setzt seine Überlänge gekonnt ein, ist nie langweilig oder gezogen, und vor allem der letzte Akt hält einen Showdown mit ungeheurer Wucht und visueller Macht bereit. Am Ende verlässt man den Kinosaal, reibt sich die Augen, ist enttäuscht ob der langweiligen realen Welt und möchte sofort wieder eintauchen in die unglaublich perfekte Welt von Pandora, die sich einfach jede Sekunde real anfühlt. Ein Glück, dass der dritte und vierte Teil ebenfalls vom Studio freigegeben und sogar schon großteils abgefilmt sind, so steht uns in den nächsten Jahren noch mehr von Camerons Magie ins Haus!
Avatar: The Way of Water
Produzenten: James Cameron, Jon Landau
Drehbuch: James Cameron, Josh Friedman
Regie: James Cameron
Hauptdarsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Kate Winslet
Verleih: Disney, Start: 14. Dezember 2022