AKUT

Das #patt-ABC

Der Kampf der Geschlechter in der Sackgasse. Wir suchen Erklärungen. Und fragen: Game over oder reden wir? Ein ABC zum Stand der Dinge: von Ausgangssperre bis Zukunft.

Text: Manfred Sax
Zwischenrufe von Janina Lebiszczak

Prämisse. Zunächst ein paar Meilensteine, sie sind gerade eine runde Sache: Am 14.12. sind oder waren es genau 100 Jahre, dass Frauen in England wählen konnten. Emmeline Pankhursts großartig radikale Suffragetten hatten sich durchgesetzt. Und Mitte November waren es genau 50 Jahre, dass das Wort „Sexism“ schriftlich an die Öffentlichkeit geriet. In einem Aufsatz der amerikanischen Schriftstellerin Caroline Bird – Titel: On Being Born Female – war zu lesen: „Im Ausland herrscht Übereinstimmung, dass wir ein sexistisches Land sind“, und: „Sexism(us) ist ein auf Geschlecht beruhendes Urteil über Menschen, wenn Geschlecht keine Rolle spielt.“

Noch ist er nicht matt, aber ziehen kann er auch nicht mehr. Wie geht es also weiter mit Mann und Frau? Foto: Christina Noélle / Models: Christina Noélle, Isamu Hohenegger

Die blanke Übernahme englischer Worte ins Deutsche hatte schon immer gern den Effekt, neben Verständnis auch Missverständnis zu erzeugen. Weil Sex, im Englischen „Geschlecht“, hier zu Lande „Geschlechtsverkehr“ (sexual intercourse) meint, war ein Sexist lange nur jemand, der beim Sex Scheiß baut; zumeist ein männlicher Jemand. Aber dass gerade beim Geschlechtsverkehr enormer Scheiß gebaut wird, hat ausgerechnet der legendäre „Sommer der Liebe“ in San Francisco (1967) transparent gemacht. Dort war alles gratis: das Essen, die Drinks, das Wohnen – und die Frauen, so wurde kolportiert (!). Natürlich waren auch die Männer gratis, nur, you know … (siehe Artikel „Sommer gibt‘s ein Love-In”) Freie Liebe war nicht mehr nur ein neues, megacooles Narrativ, das sozusagen klassenlose Menschen auf gleicher Ebene miteinander entwickeln (nackt sind alle Menschen gleich), und mit dem sie einander verständlich machen, sondern etwas, das Männer mit Frauen machten, die nichts kosteten; die Frau als Genussmittel zum Zweck von … ja, was eigentlich? Der Sex, dank Alfred Kinsey und Pille gerade erst „erfunden“ (*), geriet in Schräglage, und rate mal, wer am unteren Ende saß. Aus einem Grund, der wohl irgendwo tief in der Psyche sitzen muss, haben Männer es schwer, den in der Verfassung verankerten Gleichheitsgrundsatz in der Realität zu leben. Dies nur als Einleitung zu folgendem ABC, das den aktuellen Stand der Dinge reflektieren soll – einen Zustand, der den zwischengeschlechtlichen Austausch nicht wirklich erleichtert, sondern im Gegenteil. Alle 50 Jahre spitzen Dinge sich offenbar zu; Dinge, die den Mann in argumentativen Notstand bringen, man denke an die Pattstellung im Schach. Und die Frage ist nun: Game over oder reden wir?

A
Ausgangssperre

Diesen Titel trug neulich eine Kolumne von Heidi List, die im Netzwerk zu fulminanten Debatten führte. Weiblicher Tenor: Keine Männer in der Stadt ist gleich angstbefreite Frauen. Frau könnte dann allein im Park joggen gehen, bräuchte keine dunklen Gassen meiden und würde High Heels tragen anstelle der bei Im-Falle-des-Falles-davonrennen-Müssens praktischeren flachen Schuhe. Eine tauchte lieber mit Haien, als allein mit einem Mann in einen Aufzug zu steigen. Sobald ein Mann ins Bild kommt, meinte eine andere, laufe bei Frauen ein Scanprogramm, das zwischen „unheimlich“ (was ist mit dem los?), „anlassig“ (wtf?), „physischer Eindruck“ (kann ich mich wehren?), „aggressiv“ (nichts wie weg) und „harmlos“ unterscheide, weil: Fast jede Frau habe sexuelle Gewalt oder Übergriffigkeit erlebt. Vereinzelte männliche Thread-Leser fühlten sich unangenehm „über einen Kamm geschoren“, was ist mit der „harmlosen“ Mehrheit? Und überhaupt, dieses Beanspruchen eines Opfermonopols bei gleichzeitiger Zuweisung des Tätermonopols ist nicht ganz fair, oder? Nenn mir einen angstfreien Mann! Aber wie schon TV-Detektivin Gillian Andersen in der Krimiserie The Fall anmerkte: „Männer haben Angst davor, ausgelacht zu werden. Frauen haben Angst davor, umgebracht zu werden.“ Nachteil Frau, wenn auch Vorteil in der Argumentation. Müßig daher zu erwähnen, was beim Ausgelachtwerden in einem Mann so alles hochkommt. Hier geht es darum, Frauen bei derartigen Ansagen nicht gleich unter „hysterisch“ zu archivieren, sondern um Kenntnisnahme, um Befassen.
Keine Sorge, es gibt keine Sippenhaftung, und ihr netten Kerle da draußen könnt nichts dafür, dass es viele eurer Geschlechtsgenossen tatsächlich unmöglich machen, das Leben als Frau sorgenfrei zu genießen. Isso. Wir fordern nur ein bissl Respekt und Solidarität – und ja, wenn uns wer antatscht oder belästigt, könnt ihr dem ruhig in die Goschn hauen.

B
Butterszene, die

Alias: der erste offenbare Sündenfall der Filmgeschichte. Sexueller Missbrauch, Missbrauch von Macht oder die von den Machern postulierte Freiheit der Kunst? Klar ist, dass diese Szene heute nicht mehr möglich wäre. Anlässlich der Dreharbeiten zum Film „Der letzte Tango in Paris“ überzeugte Marlon Brando den neulich verstorbenen Regisseur Bernardo Bertolucci davon, eine Analszene (Butter als Lubrikation) zu drehen, ohne die derart bediente Maria Schneider(19) vorab zu informieren. Er wollte, dass Schneider den Schmerz nicht nur spielt, sondern auch fühlt, betonte der Regisseur bis zum Schluss. Und: „Es tut mir leid, aber ich bereue es nicht.“ Der „Tango“ wurde einer der die Epoche definierenden Klassiker, als mit Sex künstlerisch experimentiert wurde und niemand wusste, wo die Grenzen waren. Heute liefe Bertolucci Gefahr, an den #metoo-Pranger gestellt zu werden. Nicht auszudenken, was Brandos versöhnliche Wortspende von damals („Mach dir nichts draus, Maria, es ist nur ein Film.“) heute entfachen würde.
Ah, die schmerzvolle Diskussion „Darf ich ein Genie noch mögen, wenn es privat ein Arschloch ist?“ (Nun, Arschloch passt hier ja perfekt.) Klar geht das nicht ohne Absprache vorher. Kinders, bitte stellt euch doch einfach vor, euch würde das passieren! Und wenn schon: bitte nur fettfreie Gleitmittel, alles andere kann zu schlimmen Entzündungen führen! Butter? Nur aufs Brot.

C
Csampai-Syndrom

Was will das Weib?, fragte schon Freud und archivierte die Frage unter „unbeantwortet“. Zum Glück, könnte man sagen, das Verstehenwollen ihres Wesens führt häufig zu Missverständnissen, man denke an Nietzsche, dessen Weltfremdheit ihn verleitete, im Weibe nur eine Eruption des Irrationalen zu sehen, was bei hoffnungslos rational denkenden, also sexuell weniger sattelfesten Männern zu Fehlhaltungen führen könnte, zum Beispiel Mysogynie („Weiberhass“). Dann ist da noch das sogenannte Csampai-Syndrom“, ein Begriff, den der 2002 verblichene Spiegel-Autor Fritz Rumler nach Lektüre der Romane von Sabine Csampai prägte, einer 68er-Aktivistin und Pferdeliebhaberin, die dann als erste Frau in der Geschichte Münchens den Titel Bürgermeisterin trug und dann ihre Beweggründe schreiberisch allzu sehr transparent machte. Wodurch sich für Rumler die „Dramaturgie des Weiblichen“ klar abzeichnete: entweder „herrschen durch Schenkeldruck und Zügelzucken; oder Macht durch Mimikry, durch die Rolle des Opfers.“ (siehe auch O – Opferrolle).
Das einzige Klischee über die sogenannte „typische Weiblichkeit“, das ich bestätigen kann, ist dass wir uns tatsächlich mehr Gedanken machen. Was diese Gedanken beinhalten und was das „Weib wirklich will“, ist von Frau zu Frau verschieden. Gegenfrage: Wann hat man eigentlich das Machtverhalten von Männern so hinterfragt? Und was wäre den Herren denn genehm, wenn wir weder Peitsche noch Schuldgefühle einsetzen dürfen? Leistung? Okay, aber dann bitte dafür auch den gleichen Lohn.

D
Dornauer, Georg

Also sprach der Bürgermeister von Sellrain und Tiroler Landtagsabgeordnete anlässlich einer Sitzung, in welcher die Grünen-Landesrätin Gabriele Fischer krankheitsbedingt fehlte, aber dem Vernehmen nach per TV zusah: „Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen.“ Unverzügliche Konsequenz: Rücktrittsforderung seiner Kollegin Gabriele Heinisch-Hoschek, Entzug bundespolitischer Funktionen seitens New Boss Rendi-Wagner, weil „inakzeptabel“. Was zwar stimmt. Nur gibt es Dinge, die sich nicht per Knopfdruck abstellen lassen. Sie müssen gelernt werden. Man kann darauf wetten, dass ihm das nicht wieder passiert. Nur sollte er dazu auch die Gelegenheit haben. Gefragt wäre ein Handlungsspielraum. Es kann bezweifelt werden, dass sich die #metoo-Fraktion mit Lynch­politik (siehe L) einen Gefallen macht. Und anyway, warum wurde die zu Dornauers Rechten sitzende Kollegin, die ihm auf den Arsch klopfte, nicht zurechtgewiesen? (siehe auch T – Testosteron).
Mimimimimimi. Vorher denken, dann Mund aufmachen. Gilt nicht nur für Politiker.

E
Empathie

Die Fähigkeit zu erkennen, wie andere Menschen drauf sind, war mal ein traditionelles Talent der Frau. Das für sie, weil – wie mal das Kochen – zur traditionellen Rolle gehörend, nicht mehr en vogue ist. Insbesondere im Zug von #metoo ist jegliches Verständnis für männliche Befindlichkeiten nahezu programmatisch egal. Umgekehrt ist jedem Manne anzuraten, sich mal in weibliche Empfindsamkeit hineinzuversetzen. Allerdings gibt es hier dubiose Sonderfälle:
Wenn unsere Empathie im Zuge von #metoo zum Einsatz kommen soll, wie darf ich mir das vorstellen? Soll ich dann Mitleid haben, wenn mich jemand mit Worten und/oder Taten ungut angeht? Nach dem Motto: „Ach der arme XY konnte seit drei Monaten keinen wegstecken, da verstehe ich, dass er meinen Po in der U-Bahn kneten muss? Hier – nimm meine Vorderseite auch noch!“ Nononono.

F
Frauenversteher

Sie sagen so Dinge wie: „Ja, genau“ und „Ich weiß, was du meinst“, aber vor allem sind sie fantastische Zuhörer, soll heißen, sie halten die Klappe, wenn die Frau ihres Interesses redet, und lächeln gelegentlich verbindlich. Anders gesagt: In einer Zeit, da unter Frauen der Hashtag #STFU (shut the fuck up) extrem populär ist, ist der Frauenversteher ausgesprochen heiß. Der Umstand, dass er das nur spielt, um ihr an die Wäsche zu gehen, spielt da eine untergeordnete Rolle. Maul halten ist immer gut.
Ein echter Frauenversteher versteht Frauen, und er versteht auch, dass wir gerne auf Augenhöhe kommunizieren. Echte Frauenversteher sind extrem heiß und im Bett mitunter die Besten. Wenn jemand das Frauenverstehen nur vortäuscht, kann es sein, dass auch der weibliche Orgasmus bloß ein Fake ist.

G
Gleichstellung

Barbara Schett by Getty Images.

Mal illusionslos: Darum geht es im Kern. Wenn Frauen gleiches Geld für gleiche Arbeit kriegen und im Berufsleben die gleichen Chancen haben, wär die ganze knifflige Situation entschärft und sexuelle Annäherung kein so mit Minen gespickter Weg. Beispiel Tennis, wo das Preisgeld im Grand Slam bei Männern und Frauen auf gleicher Höhe ist. Wobei so manche Männer einwarfen, dass dies eben nicht gerecht sei, weil Männer mitunter fünf Sätze spielen müssen, die Frauen aber maximal drei, die Männer also wesentlich mehr für das gleiche Geld arbeiten müssen. Aber hey: Die Frauen haben dafür weitaus bessere Beine, oder nicht? Eine gerechte Sache. Wer sieht sich denn Tennis wegen des Sports an?
Gleichstellung ist nicht Gerechtigkeit. Wir wollen Gerechtigkeit. Serena Williams btw. ist eine Göttin. Nicht nur wegen ihrer Beine.

H
Hashtag #patt

Der Kampf der Geschlechter in der Sackgasse. Wir fragen: Game over oder reden wir? Foto: Christina Noélle / Models: Christina Noélle, Isamu Hohenegger

Mach weiter mit #metoo oder #nichtallemänner oder #menaretrash (Männer sind Müll), wie das gerade in der Schweiz gespielt wird. Nur her damit, man kann Männer heute beliebig schlechtreden und beschuldigen und zum Arschloch machen. Hier also unser Gegenvorschlag: #patt, nach der Pattsituation im Schach. Die eine Situation meint, in der ein König unter Zugzwang steht, aber nicht ziehen kann, weil er mit jedem Zug ins Schach gerät. Womit das Spiel beendet wäre, ohne ein Resultat zu bringen. Nicht dass wir uns jetzt für Könige halten, aber Resultate wären nett. Daher noch einmal: Handlungsspielraum.
Noch mal: Nicht alle Männer sind Trash. Aber einige. Wir wollen nur a wengal Solidarität. Pro-Tipp: Aufhören so rumzuleiden, dann wird das Patt rasch Party. (siehe dazu auch: A)

I
Intimitätskoordinator

Die TV-Serien The Deuce brachte es nun in den Mainstream. Ein Blowjob stand im Skript der Aktrice Emily Meade, das war nicht ganz das Ihre. Sie wollte jemanden, der oder besser: die zusah, dass es da korrekt zugehe … und bekam Alicia Rodis von der Firma IDI (Intimacy Directors International). Eine Sexszenenkoordinatorin. Die dafür sorgte, dass der Penis – ein Dildo – die richtige Größe hatte und sie auf einem Pölsterchen kniete und so Sachen. Und natürlich ein Auge auf den BJ-Empfänger warf, man weiß ja nie. Logisch, dass der Terminplan von Ms Rodis bis auf Weiteres total ausgebucht ist. Bliebe die Frage: Ist das die Zukunft der Ko-Existenz von Darstellern?
Danke, jetzt weiß ich, was ich mache, wenn’s mit der Karriere als Bestseller-Autorin nicht klappt! Genial!

J
Jimmy Bennett

Jimmy Bennett by T.A. Lewis, Lizenz: CC BY 2.0

Wir haben es schon mal erwähnt: Kann ein Penis lügen? Der Mann dazu heißt Jimmy Bennett, heute 22, der im Alter von 17 Jahren verführt wurde, nämlich ausgerechnet von Schauspielkollegin Asia Argento (42), die heuer zur #metoo-Protagonistin gegen Mister Weinstein avancierte. Worauf Bennett die Nacht mit Argento als Trauma bewusst wurde. Seine Klage machte ihn um 380.000 Dollar reicher. Im Klartext: #metoo führt unter anderem auch zu manch einem Scheiß.
Sexismus ist keine Einbahnstraße. Und Hollywood so kaputt wie noch nie.

K
Kevin Spacey

Der darf nicht fehlen. Und sei es nur, weil er in einer frühen Episode von House of Cards als Frank Underwood jenen denkwürdigen Satz äußerte: „Alles Leben dreht sich um Sex, außer der Sex selbst. Beim Sex geht es um Macht.“ Was einerseits falsch ist. Beim Sex selbst geht es eigentlich um gegenseitige Ermächtigung. Aber wenn du dabei auf Macht pochst, ist der Missbrauch praktisch gegeben. Wenn es nun zahlreiche Männer gibt, die ihn desselben bezichtigen, ist schwer was dagegen zu sagen, außer: Seit sich die letzte HoC-Serie mit lediglich Robin Wright als der befürchtete Stinker erwies, feiern die ersten Episoden mit Mister Spacey zu Recht eine Renaissance. Sind extrem gute Künstler mehr für Grenzsituationen anfällig?
Um Kevin Spacey tut es mir tatsächlich sehr leid. Allerdings kann ein Nobody ebenso ein übergriffiger, nur um seine eigenen Bedürfnisse kreisender Sexist sein wie ein Genie. Pro-Tipp: In den Spiegel schauen, seine Fehler als solche erkennen, Läuterung.

https://www.youtube.com/watch?v=AVvl1ebZdvg

L
Lysistrata-Syndrom

Alles Theater: Lysistrata-Szene by JamesMacMillan, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Bekanntlich wollen Frauen ihre Männer immer ändern, und ebenso bekanntlich ändern sich Männer nicht – außer, sie wollen Sex. Dann handeln sie auch wider ihre Natur. Das ist klassisches Wissen, das schon Aristophanes vor knapp 2500 Jahren zum Theaterstück Lysistrata inspirierte. Die Story einer Frau, die den Peloponnesischen Krieg beendete, indem sie alle griechischen Frauen zum Sexstreik aufrief. Was tatsächlich den Krieg beendete, aber zu Kämpfen zwischen den Geschlechtern führte. Es war dies das erste Exposé von sexuellen Beziehungen in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Die Assoziationen mit der Gegenwart sind nicht von der Hand zu weisen. Nie war Sex so kompliziert wie heute. Umso wichtiger für Männer, den Kampf der Frau um reale soziale Gleichstellung zu unterstützen. Damit Sex wieder simpler wird.
Den letzten drei Sätzen ist nichts hinzuzu­fügen. Danke dafür.

M
Muschi

Das Ziel allen männlichen Begehrens, die Endstation Sehnsucht, sie ist nun mal so – hach! Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass die offizielle Darstellung der Gesellschaft als eine von Männern dominierte gehörig hinkt. In Wahrheit hat die Frau den Mann in der Hand bzw im Schritt. Wie schon die legendäre englische Puffmutter Cynthia Payne (Foto links) sagte: „Wenn du Männer regelmäßig entsaftest, sind sie friedlich wie Schoßhunde.“ Und Frieden ist, was alle wollen. Es muss nur der richtige Zugang gefunden werden.
Ja genau. Männer mit der Muschi beherrschen – ein Traum. Bitte, wie mühsam ist das. Meine Vagina jedenfalls möchte Spaß haben und niemanden unterjochen.

N
Nein ist nein

Mehr ist dazu nicht zu sagen. Ohne Aber.
Ja.

O
Opferrolle

Sigrid Maurer by Maximilian Lottmann.

Wird eine Frau Opfer männlicher sexueller Gewalt, ist eine Reaktion nachvollziehbar: Die Betroffene kann eventuell generell einen Hass auf Männer entwickeln, sicher aber zum anderen Geschlecht auf Distanz gehen. Sicher aber ist die Opferrolle nichts Attraktives, es sei denn, du benützt sie für „höhere“ Ziele. Macht die #metoo-Bewegung das, ist sie von Männerhass getrieben? Sigrid Maurer zum Beispiel (HIER im Gespräch mit Manfred Rebhandl), ihres Zeichens Empfängerin unzähliger Hasspostings, verneint dies. Nie habe eine #metoo-Protagonistin behauptet, schrieb sie, „schlechte Anmache oder verbale Übergriffe wären genauso schlimm wie eine Vergewaltigung“. Der Satz ist zumindest sorgfältig formuliert. Als etwa Matt Damon in einem Interview anmerkte, ein „Klopfer auf einen Hintern (sei) etwas anderes als eine Vergewaltigung“, hatte er den Scherm auf, von Kollegin Minnie Driver („Es gibt keine Hierarchie von Missbrauch“) bis hin zur US-Senatorin Kirsten Gillibrand („Nicht okay ist nicht okay“). Und die im oben skizzierten Fall Dornauer (D) erwähnten Politikerinnen schlagen in die gleiche Kerbe. Es geht nicht nur um die Protagonisten. Es geht auch um die „cloud“, die sich um ein Thema bildet und nicht betroffene Männer betroffen macht. Und dann ist da noch dieser Trend:
Wo viel Licht, viel Schatten. Seitdem sich Frauen trauen, offen darüber zu reden, was ihnen alles an Grauslichkeiten passiert ist, ist viel passiert. Viel Gutes und einiges, das am eigentlichen Ziel vorbeigeschossen ist. Wir befinden uns da erst auf den ersten Metern eines langen, langen Weges.

P
Puritanismus, neuer

Einer der Pluspunkte westlicher Kultur ist die Wertschätzung von Sexualität als Ausdruck von Freiheit und Authentizität und Identität. Im Fahrwasser der Missbrauchsdebatte macht sich auch spürbar ein puritanischer Geist breit, siehe „Der letzte Tango“ (B), ein Film, der heute nicht möglich wäre, oder Nagisa Oshimas „Reich der Sinne“, beides Meisterwerke, deren Nichtexistenz ein kultureller Verlust wäre.

Es ist kompliziert. Sehr kompliziert. Frauen sollen sich also laut der Männerwelt bitte schön anziehen, dann wieder ausziehen, bedecken oder im Bikini posen, ganzkörperverhüllen, strippen, usw usw. Hochgeschlossen bedeutet offenbar verklemmt, sexy bedeutet leider immer noch leicht zu haben. Ist das Herzeigen von Brust und Po wirklich feministisch? Jede, wie sie meint.

R
Ritterlichkeit

Im Hochmittelalter wurde nicht nur gefoltert und gequält, das war eher die religiöse Fraktion. Was ein Schwertträger war, der übte sich auch in Würde und höfischer Minne. Letzteres war eher eine Übung in Zurückhaltung, die entsprechenden literarischen Werke sprechen da meist von einem Mann, der seine totale Hingabe einer Frau widmet, die er nicht haben, der er aber dennoch nichts abschlagen kann. Was das soll? Es geht um das Wiederfinden von Respekt, bis hin zu Kants Imperativ, dass du nicht austeilst, was du nicht einstecken würdest.
Man muss es nicht übertreiben. Aber ein bisschen mehr Würde würde vielen Männern und Frauen schon guttun. Es sind so tiafe Zeiten, unser Zeiten.

S
Sexualisieren

Einer der Kritikpunkte der Frau an den Mann ist, dass er sie sexualisiert (sieht), wenn es ihr nicht angebracht erscheint – dass er sie nur als Sexobjekt wahrnimmt, jenseits ihrer anderen Qualitäten, die eigentlich Sache wären. Ein Argument, dem man nur mit der radikalen Feministin Camille Paglia begegnen kann: Frau muss nur sein, um sexuell zu sein. Sie ist, so gesehen, ein höheres Wesen. Es ist schwer, das Göttliche in ihr nicht zu sehen, nur weil sie grad als irdische Lehrerin eine mathematische Formel an die Tafel kritzelt. Der Mann hat alle möglichen Probleme, um diesbezüglich auch nur halbwegs auf gleiche Höhe zu kommen, vom Hochkriegen im derzeitigen Klima ganz zu schweigen. Soll heißen, er spürt seine Unterlegenheit, das macht ihn unrund und findet Ausdruck in linkischen Annäherungsformen. Die er sich am besten abschminkt.
Lesen Sie dazu „Homo faber“ von Max Frisch. Da steht drinnen, was passiert, wenn man es als Mann nicht schafft, mit der sexuellen Urkraft der Frau nicht umgehen zu können.

T
Testosteron

In aller Kürze (lange Version: S. 40). Der Punkt hier ist dieser: Aufgrund seines (weit) höheren Testosterongehalts hat der Mann eine beeinträchtigte Fähigkeit, seine emotionalen und so­zialen Prozesse zu regulieren. Daher (siehe D – Dornauer) der Bedarf nach Handlungsspielraum. Ein Wille zu Veränderung geht nicht auf Befehl. Das muss gelernt werden.
Östrogen. Progesteron. Im weiblichen Körper geht’s zu wie nur. Wir schaffen es trotzdem, uns nicht zum Affen zu machen. Also meistens.

U
Unterschied

Die Schweizer Juso-Präsidentin Tamara Funiciello sprach vor Kurzem vom Problem der „geschlechterspezifischen Gewalt“, die von einer „toxischen Männlichkeit“ geprägt sei. Als Ursache dafür ortete sie die „strukturelle Diskriminierung“ der Frau – die nur gesamtgesellschaftlich, also mit radikal umgesetzter Gleichstellung, gelöst werden kann. Wogegen mann nichts einwenden muss. Außer den Umstand, dass sie mit dieser Ansage alle Männer in einen Topf wirft. Das ist blanker Sexismus.
Strukturelle Diskriminierung ist Realität. Schaut euch mal die Weltreligionen an. In allen sind Frauen die Verlierer. Schwach. Minder. Schlecht. Da kann man schon mal miss­trauisch werden, nüm?

V
Vulva

Das aktuelle geschlechtliche Re-Branding in der frauenbewegten Welt. Der Effekt: weg von der sozusagen überstrapazierten Vagina (Hort der Sehnsucht für den penisfixierten Mann) und hin zum „Gesamtkunstwerk“, mit dem Juwel Klitoris als Zentrum. Im Übrigen war Heterosexualität noch nie so unterbewertet wie heute.
Mein Güte, die armen, armen Heten. Und zum Thema Wording unseres Schatzkästchens: Es gibt gefühlte 3.000.098 Alternativ-Bezeichnungen für männliche Onanie von „Wixen“ bis „Von-der-Palme-wedeln“ bis „Runterholen“. Und 2,3 Wörtchens dafür, wenn es sich eine Frau selbst macht. Jetzt lassen wir das mal sickern.

W
Wehrhaftigkeit (siehe auch O – Opfer und
R – Ritterlichkeit)

Es geht mehr denn je darum, nicht wegzuschauen, wenn ein anderer zu einer Frau gewalttätig wird. Und der Motivator dazu ist nicht die Lust, bei einem Girl den Beschützer raushängen zu lassen, sondern der Widerwille, sich von Arschlöchern das runtergekommene Image eines Mannes noch weiter versauen zu lassen.
Jawohl ja.

X
XXX

Nullbock, sagtest du? Schon möglich, horizontale Annäherung ist ja recht kompliziert geworden. Wahr ist aber auch, dass jeder Mann Porno konsumiert. Was, je nach Frequenz, den Tagesrest von Dur auf Moll schalten kann, ein selbstgemachter Orgasmus ist schließlich nicht mit einem gemeinsam zelebrierten zu vergleichen. Und? Was dagegen?
Gemeinsam zelebrierter Pornokonsum ist aber auch was Feines! Bock?

Y
Yin-Yang

Natürlich, es gibt Dinge, die man gegen alte chinesische Weisheiten einwenden kann, aber das Konzept zweier gegensätzlichen Kräfte, die einander ergänzen, hat etwas, das das westliche Femina-Streben nach Gleichheit und sonst kaum was nicht annähernd bringt. Während die östliche Version dem Mann die Beschäftigung mit einem männlichen und der Frau mit einem fraulichen Ideal gestattet, schart sich im Westen alles Streben um einen Gleichheitstopf, und das war’s auch schon. Langweilige Sache, im Prinzip.
So schade, diese ewige Verwechslung. Nur weil eine Frau gleiche Rechte, gleichen Lohn und gleiche Chancen fordert, bedeutet es nicht, dass sie ein Mann sein will. Nur ein gleichwertiger Mensch.

Z
Zukunft

Es gibt etwas, das bei allen feministischen Konzepten auffällt: die Unfähigkeit, über den weiblichen Rand zu blicken, die völlige Absenz von Zukunftsvisionen, in denen es um den Homo sapiens geht. Wie soll diese Zukunft aussehen, wo werden wir mal sein, nämlich die Menschen, nicht nur die Frauen? Und wo ist die weibliche Neugier in Sachen Universum? Schlag nicht nach in feministischer Literatur, du wirst dort nichts finden. Das ist das Langweilige am Feminismus.
Die Zukunft? Willkommen im goldenen Matriarchat. Alles andere ist ja bisher grandios gescheitert.

(*)Philip Larkin: ”Sexual intercourse began in nineteen sixty-three … between the end of the ‚Chatterley‘ ban and the Beatles’ first LP“ (das Gedicht Annus mirabilis)