AKUT

Lebe lieber außergewöhnlich

Jakob Stantejsky

Auch wenn die Impfung vor der Tür steht – nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown. Besser also, wir machen es uns daheim gemütlich und decken uns mit den richtigen Tools dafür ein.

Text: Maximilian Barcelli, Jakob Stantejsky / Foto Header: Getty Images

Let’s learn Dudelsack!
Wer Wochen, Monate oder gar den Rest seines Lebens in Selbstisolation daheim verbringen muss, braucht geistige Stimulation. Dabei hilft das Erlernen eines neuen Instruments ungemein. Ein Dudelsack etwa arrangiert die Synapsen umfassend neu, während man sich diesem eleganten Instrument spielerisch nähert. Und im Sommer beglückt man dann vom Balkon aus auch die Nachbarschaft …

Foto: Wikimedia Commons/PostDLF

Schach und Schächer.
Spieleabend im Kreise der Liebsten? Ist nicht. Und beim Bildschirm-Zocken fehlt doch das soziale Element. Deshalb braucht es Freunde aus Nullen und Einsern, denen man beim sich Messen zusehen kann – es empfiehlt sich übrigens, jeden Tag zum jeweils anderen Schachcomputer zu halten, schließlich ist die Nicht­existenz von Gefühlen bei Schaltkreisen nicht endgültig bewiesen.

Foto: Hersteller

Lego Steiner
Puzzeln ist nun wirklich Boomer. Anno heute nimmt dessen Stellenwert nichts besser als ein gigantisches Lego-Set ein, an dem man circa zwei Jahre herumbasteln muss, bevor es auch nur annähernd fertig ist. Rechtzeitig zum Selbstisolations-Trend bringt der Holländische Steinegigant nun die größten Lego-Sets aller Zeiten heraus. Wer das römische Kolosseum aus rund 9.000 oder den Millennium Falcon aus etwa 7.500 Steinen nachbastelt, verliert garantiert jedes Zeitgefühl.

Foto: Hersteller

Blockwart de Luxe
Kennen Sie Hitchcocks „Rear Window“? Nun, die beste Medizin bei Einzelhaft in den eigenen vier Wänden ist auch in der Realität das krankhafte Stieren in die Seele der Menschen von gegenüber. Dafür braucht es natürlich die passende Ausrüstung, nämlich ein Hochleistungsteleskop, damit einem nicht das Geringste entgeht. Denn es reicht nicht, die Nachbarn einfach nur stumpf zu beobachten. Nein, sie wollen wie unter dem Mikroskop untersucht werden, damit jeder Fehltritt der Facebook-Polizei akkurat gemeldet werden kann.

Foto: Getty Images

Petri Heil
Irgendwann hat sich auch der manischste Hamsterkäufer durch seine drei Tonnen Dosenravioli gefressen und kann solche folgerichtig dann auch nie wieder sehen. Und weil nur Gemüse auf Dauer auch nicht befriedigt, die Jagd mit Pfeil und Bogen aber auch nicht immer Erfolg verspricht, sollte die gute alte Angel nicht vergessen werden. Gewässer gibt es hierzulande genug, und eine schöne Bachforelle schmeckt selbstgefangen gleich doppelt so gut.

Foto: Hersteller

Der Städter und das liebe Vieh
Spätestens seit Shutdown 1/2020 ist das Haus mit Garten am Stadtrand wieder sehr en vogue. Damit wurde auch Platz für die gute Kuh geschaffen. Und wenn die Lieferketten dereinst mal doch ausfallen, hat man so immer noch frische Milch und bei entsprechender Geschicklichkeit auch Käse und Co. daheim. Optional kann zusätzlich noch ein Stier gehalten werden, damit auch der Tafelspitz-Nachschub gesichert ist.

Foto: Getty Images

Disco Disco, Party Party
Merkt auf, Leute: Ihr werdet die letzte Generation sein, die den Nachfolgenden sagenumwobene Geschichten von den sogenannten Diskotheken erzählen werdet können. Und um dem Flow der sagenhaften Memorys echtes U4-Ambiente zu geben, gibt es das Stroboskop für daheim.

Foto: Hersteller

Techno-Winterschlaf
Murmeltiere pennen den Winter durch, warum können das eigentlich wir Menschen nicht? Viel verpassen würden wir gerade eben nicht. Aber auch hier hilft die moderne Technik aus: Für gerade mal sechs Lappen checkt man sich den Somnox-Schlafroboter zum Ankuscheln, falls sonst grad nix für so was da ist. Günstiger kommt’s einen übrigens, wenn man einfach das
Stroboskop abdreht.

Foto: Hersteller

Es grünt so grün …
Wenn das Haus mit Garten in der idyllischen Vorstadt aus irgendwelchen Gründen unerreichbar bleibt oder aber einem auch einfach zu viel Arbeit ist, lässt sich auch vorzüglich daheim im Ladl oder neuerdings sogar hängend an der Wand ein kleiner Eigengarten installieren. Und nein, wir meinen da jetzt nicht einen solchen Garten, der Nebenprodukte erzeugt, die einem Lockdowns generell leichter erträglich machen könnten …

Foto: Hersteller

Nix wie weg
Mit einer amtlichen VR-Brille lässt es sich hervorragend aus den eigenen vier Wänden flüchten, ohne auch nur von der Couch aufzustehen. Schnell mal das Panorama am Matterhorn genießen oder in einem malerischen Wald zur Ruhe kommen war noch nie so billig, einfach und unan­steckend. Übrigens: Ist auch mit dem Pornhub-Premium-Abonnement hier unten kombinierbar und vor allem in aufrechten Partnerschaften wesentlich unverfänglicher nutzbar als ein Monitor: „Ja, Schatz, ich bin noch immer am Matterhorn …“

Foto: Hersteller

Was muss, das muss.
Sind wir sich uns ehrlich: Kein Mann ist nie in Pornoland. Und wann, wenn nicht jetzt, sollte man seine Beziehung zu diversen Damen mit ulkigen Namen endlich mit einem Pornhub-Premium-Account legalisieren? Kostenpunkt: 9,99 Euro monatlich. Außer, Sie leben im oberösterreichischen Fucking, das jüngst in die illustre Runde der Pornhub-Premium-Places aufgenommen wurde. Weitere Mitglieder: Fingeringhoe, Großbritannien, Blowhard, Australien, und Pussy, Frankreich.

Foto: Hersteller

Radikaltherapie
Gegen Sehnsucht nach der Welt da draußen hilft nachhaltig ein TV-Now-Abo. Wir garantieren, dass man vor lauter Graus nie wieder einen Menschen sehen will. Juwelen wie das Dschungelcamp, die Bachelorette, das Sommerhaus der Stars und solches Zeug veranschaulichen die Abscheulichkeit unserer Spezies. Und wer’s billiger oder vertragsfrei (Bill Gates!) mag, kann sich auf der ATV-Website immer noch heimische Kracher wie „Mein Gemeindebau“ oder „Bauer sucht Frau“ gönnen.

Foto: Hersteller

Neue Keller braucht das Land
Der Sommer mit seinem Licht am Ende des Tunnels ist nun endgültig vorbei, im Keller stapeln sich aber immer noch die Gulaschkonserven und das Häuslpapier vom ersten Lockdown. Wohin also mit den vielen Schnäppchen-Schuhen vom HUMANIC oder den unnötigen, neuen Pressspan-Regalen von der ALLESALLESALLES-Lutz-Eröffnung? Abhilfe schafft hier schnell und effizient ein schicker Volvo-Bagger, der einem nicht minder schick zusätzlichen Stauraum in Form eines weiteren Kellers schafft.

Foto: Hersteller

My Home is mei Kastl
Und dann war da ja noch die Sache mit der Decke, die einem auf den Kopf fällt und daher dann doch das Vor-die-Tür-Treten erlaubt. Bloß – wohin fahren, wenn der Stammwirt zu hat? Die Antwort ist einfach wie naheliegend: Der Weg ist das Ziel. Also muss ein Fahrzeug mit viel Platz (falls man übernachten muss), guter Soundanlage (endlich alleine!) und großem Aschenbecher (Rauchen!!!) her. Das muss übrigens keineswegs teuer sein, weil: Weit weg fährt man ja neuerdings eh nicht mehr, also sind Verbrauchseffizienz oder Haltbarkeit eher Nebensache. So kann auch ein zerlemperter Range Rover mit ein paar Erdumrundungen auf dem Tacho gut als Home-Extension dienen.

Foto: Hersteller

Homeschooling de Luxe
Weil Lockdowns ja fast unweigerlich mit Homeschooling matcht und die Bildung unserer lieben Kleinen darunter nicht leiden soll, hat Herr Minister Fassmann, wenn wir ihn richtig verstanden haben (er spricht ja immer von so weit oben) ein eigenes Lernzimmer für die Kids angeordnet. Wird gemacht, Herr Ober-Oberlehrer. Und die Eltern schlafen derweil im Tipi am Parkplatz draußen …

Foto: Getty Images

Ode an die Ölung
Klar braucht der echte Survivalist auch solche Dinge wie Leatherman, manuell befeuerbare Taschenlampe oder ein Sturmfeuerzeug im Portfolio der Griffbereitschaft, falls es dann letztlich doch ganz dicke kommt. Worauf man aber gerne vergisst im Überschwang der Prepper-Bevorratung: das gute, alte WD-40 Öl in der Spraydose. Nichts, aber wirklich rein gar nichts ist so universell einsetzbar, wenn mal was unpassendes passend gemacht werden muss und nachher nicht mehr so richtig flutscht …

Foto: Wikimedia Commons