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Peter Patzak ist tot

Franz J. Sauer

Peter Patzak und der WIENER – das war eine große, eine lange Liebesgeschichte. Österreichs Filmemacher von Weltruhm war bereits 1980 Coverboy dieser Postille, viele Strecken, Geschichten, Interviews folgten, zuletzt 2017. Heute ist Professor Peter Patzak im 76. Lebensjahr nach einer Herz-OP von uns gegangen. Wir danken für viele, viele wunderbare Momente, die wir ihm zu verdanken hatten. Persönlich und auf Celluloid.

Das Werk von Patzak ist allumfassend, umfasste zahlreiche Filme, Serien, TV-Produktionen, Drehbücher, Bücher, Malereien und Konzeptionen. Die Werke des emeritierten Universitätsprofessors hatten vor allem eine wichtige Besonderheit: Sie blieben frisch, egal wie alt sie waren. Das beste Beispiel sind die legendären Streifen der Kottan-Reihe, die auch heute, über 40 Jahre nach ihrem Entstehen rundum begeistern können.

Der lange in Vergessenheit geratene ORF-General Otto Oberhammer hatte damals eine neue Krimireihe beauftragte, als deren Masterminds das in der Folge kongeniale Duo Helmut Zenker (Buch) und Peter Patzak (Regie) engagiert wurden.

„Anfangs hätte schon ein ernstzunehmender Krimi daraus werden sollen, vielleicht mit der einen oder anderen komödiantischen Schrulle der Beamten“ schmunzelt Patzak, wenn er von den frühen Tagen der Kottan-Konzeption spricht. Dann kam „Hartlgasse 16a“ und die unfassbare Interaktion eines „begabten Teams unter begabter Leitung“ nahm ihren Lauf – und zwar von Null auf Kult in schneller als ein Sportwagen auf 200 km/h beschleunigt.

Warum das Ganze so schnell richtung Satire abbog, wußte nicht mal mehr der Regisseur selbst. „Da spielte sicher auch das einzigartige Wesen des Peter Vogel (Anm.: Der erste Kottan-Darsteller) eine große Rolle, so wie er den Major angelegt hat.“ Oder auch: „Es entstand eine schöne Dynamik im Team, von Darstellern bis Requisite und Ausstattung. Wir haben unheimlich genau gearbeitet, mit viel Liebe fürs Detail, ohne auf Drehschlußzeiten zu achten.“

Auch auf der Leinwand verdiente Peter Patzak seine Meriten. Von seinem ersten Kinofilm „Die Situation“ (1972) über mehrere Tatort-Streifen und legendäre, flimische Magengruben-Schläge übers miefige Millieu der Unverbesserlichen („Kassbach“) bis hin zu internationalen Projekten, unter anderem mit Steven Spielberg oder Martin Scorsese, war er als Regisseur wohlbekannt. Auch als Maler war er lange und ausgiebig tätig, seine erste Ausstellung datierte von 1962. Seit 1993 gab Peter Patzak sein Wissen an der Wiener Filmakademie weiter.

Es ist dieser Tage wohl mit einer erneuten Ausstrahlung der Kottan-Filme zu rechnen. Das Echo, speziell auf Social Media, wird auch diesmal gewaltig sein, schon bei der letzten Ausstrahlung 2017 waren die Zuseherzahlen verblüffend. Wir werden zu sehen, Herr Patzak. Und mit Freuden, Verehrung und Wertschätzung ihrer Gedenken.